Volltext: Tizian (Bd. 2)

CAP. 
XVI. 
ERSTE BILDNISSE PHILIPP'S DES II. 
ik 
Copien, 
sind. 58 
VOII 
denen 
die 
Neapel gekommen 
besten in die Galerie zu 
Wir besitzen sowohl die Original-Skizze, zu welcher Philipp 
sass, wie auch das Staats-Porträt, was danach angefertigt wurde 
 ein seltener Vorzug, der bei einem erfreulicheren Objekte der 
Kunst Tizian's' willkommener wäre. Bilder, die mit Musse voll- 
endet werden konnten, heischten andere Vorbereitung als solche, 
die in Einem Zuge fertig gemacht werden mussten. Im ersten 
Falle wurde ein bestimmter Process regelrecht beobachtet, um 
Farbensubstanz, Körperhaftigkeit und Ton herauszubringen; im 
andern handelte sich's darum, Gestalt und Ausdruck des Wahr- 
scheinlich meist sehr ungeduldigen Originals in flüchtigen Mo- 
menten gleichsam abzufassen. Die Skizze zum Porträt Philipps, Padua,  
Welche vor der Natur gemacht ist, gehört zur Sammlung desää:äiä:fi_ 
Grafen Sebastian Giustiniani-Barbarigo in Padua. Der Prinz sitzt 
in Lebensgrösse vor einem mit Arabesken und weissen Blumen 
damascierten braunen Vorhange am Fenster, durch welches man 
auf Landschaft und Himmel blickt. Gesicht und Körper sind 
nach links gewendet, das Auge fixiert den Beschauer. Das bis 
zum Halse zugeknöpfte Wamms von schwarzem Sammet lasst 
nur die Fraise des Hemdes sehen. Darüber liegt eine weiss- 
seidene Schaube mit breitem dunklen Pelzkragen und Futter, 
deren Aermel an den Schultern ausgepuift sind. Ueber die Brust 
fallt die Kette des goldenen Vliesses. Nur ein Büschel krausen 
rothbraunen Haares dringt aus dem perlenbesetzten schwarzen 
Barett hervor. Die Hände sind vermittelst des weissen Pigments, 
mit welchem der Pelz gemalt ist, nur roh umrissen, sodass man 
selbst ohne Andeutung der Finger die Geberde erkennt. Die 
linke ruht auf der Armlehne eines mit dunklem, durch rothe 
Knöpfe befestigten Tuch überzogenen Stuhles, die rechte halt 
etwas, das ein Stock oder ein Scepter sein soll. Sieht man sich 
diese nur in ihren unbedeutendsten Partien beschädigte Skizze 
 
5" Dass Tizian unmittelbar nach seiner Ankunft in Augsburg für Philipp be- 
schäftigt war, beweisen die Urkunden vom December 1550 und Februar 1551 im 
Anhang No. LXXII. Die an zweiter Stelle verzeichnete Zahlung bezieht sich ver- 
muthlich auf das jetzt in Madrid befindliche Porträt des Iufanten.
	        
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