Volltext: Tizian (Bd. 2)

CAP. 
XVI. 
TIZIAN_NOCHMALS IN AUGSBURG. 
529 
von Spanien und nicht Maximilians von Öestreich in der Kaiser- 
würde erheische. Philipp begleitete seinen Vater als präsumtiver 
Erbe, während Maximilian in Spanien fern gehalten werden sollte. 
Bald erwies es sich jedoch notlnvenclig, alle Mitglieder der Fa- 
milie zusammenzuberufen, und als Tizian in den ersten Tagen 
des November in Augsburg anlangte, fand er daselbst den Kaiser 
und Philipp, den König und Maximilian, kurz Alles, was zu beiden 
Höfen gehörte, versammelt. . 
Tizian schrieb am 4. November durch den Kupferstecher 
Enea Vico an Aretin und benachriehtigte ihn von seiner glück- 
lichen Ankunftfs Am 11. schrieb er wieder, um ihm seinen 
Empfang beim Kaiser zu schildern: 
"Durch Messer Enea liess ich Euch bereits wissen, dass ich 
Eure Briefe auf meinem Herzen bewahre, bis sich Gelegenheit 
finden würde, sie Seiner Majestät zu übergeben. Am Tage nach 
Parmesands (d. h. Enea's) Abreise liess Seine Majestät mich 
rufen. Nach den gewöhnlichen Höflichkeitsbezeugungen und Er- 
kundigungen betreffs der von mir mitgebrachten Bilder fragte er 
nach Euch und 0b ich ihm Briefe von Euch zu überreichen hätte. 
Ich bejahte und überreichte den Brief, den Ihr mir mitgegeben. 
Der Kaiser las ihn und wiederholte dann dessen Inhalt, so dass 
es der Prinz, sein Sohn, der Herzog von Alba, Don Luigi und 
die übrigen Kammerherren hören konnten, und da mein Name 
darin erwähnt war, so fragte er noch, was denn eigentlich von 
ihm verlangt werde? Ich erwiederte, dass man in Rom, in 
Venedig und in ganz Italien der Ansicht sei, Seine Heiligkeit 
wäre wohl geneigt, Euch zum     (Kardinal?) zu machen, 
worauf das Gesicht des Kaisers einen Ausdruck der Zufrieden- 
heit zeigte und er sagte, er würde sich über ein solches Ereig- 
niss sehr freuen, Welches Euch ohne Zweifel zufriedenstellen 
werde; und somit, lieber Bruder, habe ich Euch den Dienst 
erwiesen, den ich einem solchen Freunde schuldig bin. Kann 
ich noch anderweit nützlich sein, so bitte ich Euch in jeder 
Hinsicht über mich zu verfügen. Es vergeht kein Tag, an dem 
4a Aretin 
Tizian, 
Venedig 
November 
1550, Lettere 
32 v.
	        
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