Volltext: Tizian (Bd. 2)

CAP. XVI. PORTRÄTS DER KINDER FERDlNAND'S. 523 
 
zu bethätigen bemüht sein werde.  Die horträts der durch- 
lauchtigsten Töchter EW. Majestät werden in zwei Tagen fertig 
entworfen sein; ich gedenke sie mit nach Venedig zu nehmen, 
um sie nach sorgfältigster Vollendung forderlichst an EW. Majestät 
zu senden. Sobald Ew. Majestät sie gesehen haben, werde ich, 
davon bin ich überzeugt, noch grössere Gnaden empfangen als 
mir bereits zu Theil geworden sind, und ich empfehle mich unter- 
thänigst als 
„Innsbruck, den 20. Oktober 1548." 
„Ew. Majestät gehorsamster Diener 
Tiziano. "33 
Die Prinzessinnen, welche damals in Innsbruck erzogen W111"- 
den, waren Barbara, neun Jahre alt, Helena, fünf Jahre alt, und 
Johanna, ein Kind im Tragkleide, deren Geburt der Mutter im 
Januar 1547 das Leben gekostet hatte. Nach dem in die Samm- 
lung von Lord Cowper in Panshanger übergegangenen Bilde zu 
urtheilen, ist der Antheil, den Tizian daran hatte, nur gering. 
Zahlreiche Zeichen lassen erkennen, dass die Vorarbeiten in Inns- 
bruck von Cesare Vecelli ausgeführt wurden, dessen Hand sich 
an der pastosen und recht einformig-leeren Vortragsweise ver- 
rath. Der Meister hat sodann in Venedig nur Einiges namentlich 
an den Köpfen eigenhändig hinzugethan. Das jüngste Kind liegt 
in der mit dem königlichen Wappen verzierten Wiege, die auf 
grünem Teppich vor den beiden älteren Schwestern steht. Diese 
sitzen auf rothem Kissen, rechts Barbara in weissen Seidendamast 
gekleidet, links Helena einen Vogel in der Hand haltend. Alter 
und Uebermalung haben Tizian's geistvollen Pinselstrich an den 
Händen und Gesichtern nicht ganz zu verwischen vermocht, alles 
Uebrige aber entbehrt der Festigkeit und Kraft, die ihm treu 
bliebf" 
Pans- 
hun ger, 
Lord 
Cowper. 
In 
Venedig 
erwarteten 
ihn 
seine 
Freunde 
mit 
Ungeduld. 
33 s. den Wortlaut im Anhang unter No. LXX. 
34 Panshanger, Sammlung Lord Cowper's, Leinwand, Figuren lebensgross; 
ubermalt ist die linke Hand des jüngsten Kindes und die tiefgrune Decke. Ein 
Auszug des obigen Briefes vom 20. Oktober 1548 befindet sich auf der Rückseite 
des Bildes.
	        
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