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TIZIAN
UND
PORDENONE.
CAP.
XII.
Ereigniss in einer Weise zu fassen, die ein prägnantes Bild der
Lage gab. Er verfuhr zu diesem Ende überaus sinnreich. '
' Die Hauptzüge der Schlacht vom 28. Februar 1508 , deren
weitere Zusammenhänge bereits früher geschildert wurden, sind
kurz diese: naehdemßadore und sein Kastell in die Hände der
kaiserlichen Feldherren gefallen war, erhielt Girclamo Savorgnano
Befehl, die oberen Engpässe zu schliessen, während Dalviano
die unteren Defilecn des Piavethales zu besetzen hatte, und Cor-
naro, der Proveditore, gab seine Zustimmung zu diesem Plan.
Dalviano berieth sich darauf mit seinen Collegen und überruinpelte
den Durchgang der Boite bei Venas. Nachdem er seine Truppen
in Valle auf dem von dort nach Monte Zucco sich erstreckenden
Grund und Boden aufgestellt hatte, sandte er links herum eine
Truppenabtheilung, um Nebbiü wegzunehmen, zuglei-eh mit dem
Auftrag, den Kaiserlichen bei ihrem Vorrücken von Cadore aus in
dieFlanke zu fallen. In diesen Aufstellungen erwartete Dalviano
den Angriff des Feindes. Die Chronisten des Gefechtes erzählen,
dass es der Streitmacht des Kaisers gelungen war, die an der
Grenze liegenden venezianischen Truppen zurückzuwerfen. Aber
„in der Nähe eines kleinen Baches" „beim ersten Hause von
Valle" wandte sich Dalviano und ging zum Angriff über. Dies
ist der Moment, den der. Vordergrund des Gemäldes darstellt.
Der Verfasser einer höchst anziehenden Beschreibung des
Schlachtfeldes hat von der Voraussetzung aus, dass eine "den
Strom" in Tizian's Bilde iiberspannende Bogenbrücke, die vom
Künstler mit solcher Licenz zum Knotenpunkt der Composition
erhoben worden ist, dieselbe sei, welche noch heute bei Venas
über die Boite flihrtfe Dies ist jedoch, wie aus dem Folgenden
hervorgeht, Wahrscheinlich Irrthuin.
Tizian's Originalgemälde wurde bei dem Brand vom Jahre
1577 vernichtet; gleichwohl mag eine vollständige Ansicht der
ganzen Composition in dem zeitgenössischen Stich Fontana7s uns
erhalten sein. Farben und Schattierungen des Bildes lassen sich
aus der verstümmelten Copie zu Florenz, seine bewundernswerthen
Josiah
Cadore
Gi1bert's
182.