CAP.
XVI.
BILDNISS KÖNIG FERDlNAND'S. 521
Das Porträt König Ferdinand's ist zwar in Spanien zu Grunde Pßdw
gegangen, doch scheint die Original-Skizze noch vorhanden zu
seinf" Unter den Barbarigolschen Erbstücken, von denen wir einige
in die Sammlung des Grafen Giustiniani-Barbarigo in Padua
übergehen sahen, beündet sich eins unter dem Namen von Mo-
rone, das Ferdinand darstellt mit kurzgeschorenem kastanien-
braunen Haar und spitzem Bart, im Lehnstuhl sitzend. Durch
das Fenster zur Linken blickt man auf Himmel und Bäume,
hinter dem Stuhl ist ein brauner Vorhang ausgespannt. Der
König tragt den obligaten Pelz von schwarzer Seide mit breitem
Kragen und um den Hals Kette und Orden vom goldenen Vliess.
Seine Hände ruhen auf den Armlehnen. Die dicke Unterlippe
der burgundischen Prinzen, welche von Geschichtsschreibern als
hervorstechender Zug im Gesichte Ferdinands erwähnt wird, ist
sehr deutlich ausgeprägt. Unglücklicherweise hat die Leinwand
so starke U ebermalung erfahren, dass Tizianls Handspur verloren
gegangen ist; das Bild bewahrt aber im Ganzen doch etwas Ti-
zianisches, was dem Morone fremd ist, sodass recht wohl unter
moderner Farbendccke ein Originalwerk des grossen Meisters
schlummern kann.
Nicht genug mit den Bildern Ferdinands, seiner zwei Söhne
und fünf Töchter, hat Tizian auf der Rückreise von Augsburg
nach Venedig im Oktober 15-18 in Innsbruck auch noch ein Fa-
milienbild der Kinder des Königs gemalt. Es ist uns ein Brief
erhalten geblieben, den er an den König schrieb, während er mit
Madrider Museums waren nach Carduccfs Angabe (s.Madrazo's Katalog) im Alcazar
aufgehangen und der letztere galt bereits für Copie von Coello. Hierauf sind
„Tantalus" und "Ixion" zu Grunde gegangen. Die übrig gebliebenen beiden Stücke
sind schöne Copien, aber nichts weiter. Dem Prometheus hat der Maler noch eine
Schlange zur Seite gegeben, Sisyphus äehzt unter der Last des Steines auf seinem
Rücken; beide Bilder, doch das letztere mehr als das erstere, sind stark beschädigt.
"Prometheus" ist 1566 von Cort, 1570 von Rota gestochen. Ein "Sisyphus rolling
a large stone" (4 F. 6 Z. zu 3 F.) war auch laut Bathods Katalog S. 2 unter den
tizianisehen Gemälden des Herzogs von Buckingham im XVII. Jahrhundert ver-
zeichnet.
32 Unter den „Copien nach Tizian" im Museum zu Madrid befindet sich ein
Bildniss des Königs Ferdinand, lebensgrosse Halbfigur, in der Rüstung, die rechte
Hand auf dem vor ihm liegenden Helm, die linke am Schwertgefäss. Es ist 3,11559)"
dem Stich von P. de Jede Alles, was auf Tizian's bezügliche Leistung zurückgeht.
Crowe, Tizian II. 34