SEOHSZEHNTES
CAPITEL.
Tizian
in
Augsburg,
Um die Zeit als Tizian wegen Uebernahme des „Piomb0
der Hinterlassenschaft Sebastians, mit den farnesischen Prinzen in
Unterhandlung trat, war das Verhältniss zwischen Paul dem III.
und dem Kaiser so schlecht, dass sogar der Gedanke einer Liga
des Papstes mit Frankreich und Venedig in der Luft lag. Die
natürliche Folge der Schlacht bei Mühlberg, in welcher Johann
Friedrich von Sachsen Land und Freiheit verlor, war ein bedeu-
tendes Uebergewicht Karls, das durch die Weiteren Früchte dieses
Erfolges, die Uebergabe von Wittenberg, die Gefangennahme
Philipps von Hessen und die Unterwerfung aller süd- und mittel-
deutschen Städte noch stark vermehrt wurde. In dem Maasse
aber, in welchem die Macht des Kaisers stieg, nahm auch das
Misstrauen Paul des III. gegen ihn zu. Er verwünschte jetzt das
Unglück der Protestanten, hätte lieber gesehen, sie wären wie
zuvor bei Rochlitz so bei Mühlberg im Vortheil geblieben und
begann sein treuloses Lavieren von Neuem. Seine Umtriebe 'so-
wie das Liebäugeln Pier Luigfs mit dem französischen Könige
und Orazio Farnese's Heirath mit Diana, der Tochter Heinrichs
des II., Alles ist auf dieselbe Ursache zurückzuführen. Als nun
endlich Paul gar beschloss, das Concil in Bologna fortzusetzen,
während Karl auf dem Verbleib desselben in Trient bestand, wurde
der Hader offenbar; ihn zu entzünden, fehlte nur eben noch, dass
der Papst die Nachricht von der Ermordung seines Sohnes Pier