Volltext: Tizian (Bd. 2)

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es der Herzog Cosimo zum Geschenk 
der Galerie der Ufiizien anfg 
und 
gegenwärtig 
gehört 
OS 
Wir erinnern hier daran, dass Aretin spät im Jahre 1526 an 
das Schmerzenslager dieses seines Herrn nach Mantua gerufen 
worden war. Giovalmi de' Medici litt an einer Schusswunde, 
welche die Amputation des Zerschmetterten Beines nothwendig 
machte und an dieser sollte der junge vielberühmte Führer der 
„ schwarzen Bande" sterben. Als er auf der Bahre lag, liess 
Aretin den Giulio Romano kommen und einen Abguss des Ge- 
sichts machen. 20 Diese Maske wurde nachher an zahlreiche 
Künstler verliehen und unter Anderen auch an Tizian, der nun 
mit Hilfe derselben die Erscheinung des „Condottiere" bildlich ins 
Leben rief. 2' Gleich manchen der früheren unter ähnlicher Be- 
dingung entstandenen Werken hat auch dieses das Ansehen, als 
sei es nach dem Leben gemalt worden. Scharf im Profil nach 
links gesehen steht der jugendliche Held im Brustharnisch, die 
Hand auf den Helm gelegt, an welchem ein Schwerthieb sichtbar 
ist. Rother Vorhang bildet die Folie. Die Züge sprechen Kraft 
und feste Entschlossenheit aus, der kühnen Freiheit in-der Be- 
handlung des Fleisches kommt nur die Geschicklichkeit gleich, 
mit Welcher die Politur des Kürass dargestellt ist. Höchstens an 
der etwas eintönigen Verschmelzung der Fleischfarbe kann man 
bemerken, dass Tizian nicht die lebendige Natur vor sich gehabt 
hat; umso treuer sind die Rüstungsstücke mit ihren Reüexen 
wiedergegeben. 22 
Mehr Seele legte Tizian freilich in solche Arbeiten, die er 
aus rein künstlerischem Antrieb begann. Das war unter anderen 
der Fall bei dem Madchenbilde im Dresdener Museum, in wel- 
chem uns augenscheinlich Lavinia Vecelli entgegentritt. Scannelli, 
der Verfasser des Microcosmo, hat den wesentlichen Inhalt eines 
Florenz, 
Ufßzien. 
19 Aretin an Cosimo, 30. December 1546 bei Bottari, Lett. pitt. I. S. 67. 
20 Aretin an Anichini, Lettere di M. P. Aretino III. S. 82. 
21 Aretin an Sansovino und Parasio, Lettere di M. P. Aretino III. S. 137 
und V. S. 176. 
22 Florenz, Ufüzien N0. 614, Leinwand, lebensgrosses Hüftbild, eine Abbildung 
gibt das Florentiner Galeriewerk.
	        
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