Vorrede.
hVeil das Kunstwerk als sinnlich Wahrnelnnbares der
Seele durch das Auge vermittelt wird, das sinnliche Wahr-
nehmungsvermögen als den vornelnneren und Hauptfactor
der bildenden Kunstthatigkeit betrachten und begriffliches
Denken für einen Feind derselben erklären wollen, hiesse so
viel, als diese lllhatigkeit aus der Reihe bewusster mensch-
licher Kraftäusserungen streichen. Die Sinnlichkeit des
Künstlers hat allerdings eine "aussert entwickelte und ver-
feinerte zu sein, aber auf diesen Standpunet können auch die
befahigtsten Sinne nur an der Hand des ordnendien, Begriffe
bildenden Verstandes gelangen. Ein für allemal, die Neigung
abstractes und anschauliches Denken, als wären sie zwei ab-
gesonderte Gebiete, von einander loslösen zu wollen, da sie
doch im Grund nur die zwei einander bedingenden Pole einer
und derselben Kraft sind, ist eines von den Krankheitssyinp-
tomen unsrer Zeit, und besser wäre es wohl, ein Jeder suchte
das rechte Gleichgewicht zwischen seinen sinnlichen und Ver-
standesfähigkeiten auf, der vornehmlich abstractem Denken
Obliegende, indem er seine Sinne gleich scharf, wie seinen
Verstand spornt, und der vorwiegend sinnlich Beschäftigte,
indem er nachdenken lernt.
Dass die Kunst nur auf dem Boden des Gleichgewichts
jener beiden F actoren gedeihen könne, scheint evident genug
aus zwei uns sehr naheliegenden. Thatsachen hervorzugehen.
Einmal ilämlich aus der, dass sie sank, indem man über der