Zweiter
Abschnitt.
Die
Technik
der
Oelfarben.
Der Sinn der Oelfarbentechnik ist den Modernen offenbar
vielfach unklar, wie schon daraus hervorgeht, dass so häufige
Versuche gemacht werden, Oelbildern das Ansehen der Weit
unvollkommeneren Wasserfarbenmalerei zu geben. Der Er-
folg dieser Versuche muss selbst weit hinter dem zurück-
bleiben. was die YVasserfarbenmalerei zu leisten vermag, denn
das Prineip der Oelfarbon, Glanz und Transparenz, wider-
setzt sich der Leistung. lm Ganzen aber ist die Verwilderung
der Oelfarbentechnik dem [lmstande zuzuschreiben, dass man,
verleitet durch gewisse Bequemlichkeiten, welche die Oelfarbe
gewährt, das Vermögen dieses Materials weit überschätzt, ohne
weiter über dessen Eigenheiten nachzudenken.
Unstreitigen Anspruch auf Beifall haben nun diejenigen,
Welche die übermächtige Gewalt der alten Oelmalerei aner-
kennen und augenscheinlich beflissen sind, die Lehre der
Meister aufzusuchen; sie gehen nur meist nicht gründlich
genug vor, weil sie dem Hange der Zeit, alles auf den "Geist"
anzusehen, ihren Tribut zahlen. Sie beschäftigen sich mit
den allerdings wundervollen poetischen Schlussresultaten
der alten Oelmalerei, mit dem Eifect durch Licht und Schatten,
mit der Poesie des Tones und mit der durch die Farben-
composition mannigfach beeinliussten architektonischen An-
ordnung der Bildfläche.