III.
Zusammenfassung dessen,
die
worin
Wasserfarben
znrückstehen etc.
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Trocknen zu warten, uin zu Wissen, 0b das rechte V erhältniss
getroffen sei. Er ist sclavisch an seine ausprobirten Töne
gebunden 1).
S0 ist es denn auch natürlich, um bei dem Beispiel zu
bleiben, dass gerade die Art der Verdeutlichung der Form,
Welche auf der Bildfläche durch energische Schattenmodel-
lirung geschieht, keine grossen Fortschritte machen konnte,
so lange ausschliesslich mit Wasserfarben gemalt wurde.
Erst als die Oelfarbentechnik eine hohe Stufe erreicht
hatte, brach Lionardo der Schattengebung entschieden die
Bahn.
Ebensowenig konnte in Wasserfarben jene feierliche tiefe
Farbenklarheit zur Entwickelung kommen, Welcher wir sofort
in den altdeutschen Oelbildern begegnen.
Aber Vorbereitet war Alles, was in der neuen Technik
so herrlich erwuchs. Das Wasserfarbenmaterial War ausge-
beutet bis zum Letzten, was es herzugeben vermochte; ja es
war durch die verhältnissrnässig so Weit getriebenen Manipu-
lationen zu Gunsten der Brillanz der Intensivfarben und der
Verwendung halbdurchscheinender Deckfarben dargethan, dass
der Künstler Absichten weiter gingen, als das Material ge-
stattete 2). Als daher J ohann v. Eyck mit seiner diese Ab-
1) Die Meinung, dass alten Oelmalereien in der Regel Tempera zu
Grunde liege, findet wohl hierdurch allein schon ihre Widerlegung. Gerade
die grössere Leichtigkeit der Modellirung ist eines der Hauptelemente der
Oelfarbe, und man wird, nachdem man diesen Vortheil kannte, sich nicht
noch ganz zwecklos mit dem unbeholfeneren Material gequält haben. (Doch
schliesst dies nicht aus, dass der Oelmalerei noch nicht völlig Kundige in
Tempera untermalten.) Für die Lichterscheinung der altdeutschen Oelfarben
ist wohl der weisse Grund, auf dem sie stehen, eine ausreichendere Er-
klärung, als Temperaanlage sein würde, auf die sich mit Oel ja gar nicht
malen lässt, bevor man sie geürnisst, d. h. ihr eigenthürnliches Licht hin-
weggenommen hat.
Auch das Unverbundene der Stofflichkeit, welches nach jener Annahme
angefertigte Arbeiten kennzeichnet, spricht gegen die Temperauntermalung
von Oelbildern.
2) Manche der letzten Temperatafeln und der ersten Oelbilder stehen
im Aussehen einander so nahe, dass nur ein geübtes Auge sie zu unter-