III.
Zusammenfassung dessen,
worin die Wasserfarben
etc.
zurückstehen
[Farbe wohl dunkler, aber nicht mehr intensiv, sondern stumpf,
und mit ihrer Schönheit ist es aus. S0 ist es denn Weit
klüger, solch ein vorsichtiger Behandlung bedürftiges Pigment
zur Stimmgabel für die übrigen Töne im Bilde zu Wählen,
.als, umgekehrt, in andern Farben eine Stimmungshöhe oder
Tiefe anzuschlagen, zu Welcher die Kraft gerade der schönsten
und erfreulichsten Töne nicht mehr ausreicht. Cennini
hatte auch allgemeiner sagen können: Für jede Farben-
harmonie, die du gerade im Bilde aussprechen willst, bestimme
dir zur Stimmgabel der Farbenkraft die schönste Hauptfarbe
der Harmonie. Treibe das Pigment, das du für diesen F arben-
ton besitzcst, auf dem Bilde sogleich zur höchsten Kraft, deren
es fähig ist, um so mehr, wenn es ein delicat zu behandeln-
des Pigment ist also Eines von durchsichtigem Intensiv-
charakter.
Denn wärest du, nachdem du schon weit vorgeschritten
bist, mit den anderen Farben bei einer Tiefe oder Höhe an-
gelangt, in welcher du die höchste Kraftstelle gerade des
schönsten Pigments der ganzen Harmonie nicht mehr ver-
wenden kannst, so hättest du dich selbst um's Beste betrogen.
Wie oft musste nun das farbenfrohe Auge der Alten,
dieser Maler im vollsten Sinne des Wortes, durch die Unzu-
länglichkeit des Materials zur Hervorbringung gerade der
schönsten Töne aus seiner Illusion gerissen werden. Solange
die Intensivfarben gleich nach dem Auftrag nass Waren, war
ihr Ansehen tief und feurig, waren sie aber aufgetrocknet,
so war die dunkle Klarheit und Pracht wieder verschwunden.
Die Schatten sahen wieder flach und hell aus.
Wie oft mögen sie beklagt haben, dass die leicht sich
wieder auflockernde Farbendecke nicht ein öfteres Durch-
inehmen der Form gestattete, und dass sich zarte Uebergänge
der Modellirung nicht mannigfaltig genug herstellen und nicht
zart genug ineinander vermalen liessen. XVie sehr mochten
"sie bedauern, dass jene Abschattirungen der Carnation auf
dunklem Grunde trotz aller zu ihrer Erzeugung angewandten
Kunst und Ueberlegung nicht so lebhaft und schattentief auf-
ztrockneten, als man sie gern gesehen hätte.
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