Bei dem späteren Affresco des Cinquecento, seltener
bei der Temperamalerei dessen ganzer Ton weit weniger
farbig ist, als der der Quattrocento-Fresken, und Welchem schon
die Liebhaberei geläufig war, in Clairobscur-Effecten alle Local-
farbe, wenigstens in den eine grosse Rolle spielenden Schatten-
partieen, nur undeutlich und in dem grauen Generalton des
Bildes untergehend zu zeigen, ist die Verwendung des Schwarz-
pigments natürlich eine weit ausgedehntere. Hier kommen
entschieden schwärzlichgraue, grüngraue oder braune und
rothe Gründe vor und sind, indem sie halb hindurchscheinen,
als wirkliche Modellirungsmitteltöne benützt. XVir sehen auf
ihnen, grau in grau, Untermodellirung der Formen mit dunkel-
grauen, unter Hilfe von Schwarzpigment gemischten Schatten
und mit leichter, heller und blasser Localfarbenangabe in den
Lichtern. Das Ganze wurde nachher localfarbig lasirt, in den
tiefsten Schatten jedoch nur schwach, und diese zeigen in
Folge dessen deutlich den dunkelgrau-farblosen Generalton der
Unterlage. S0 scheint auch die schöne unvollendete Tempera
des Correggio im Palazzo Pamlili in Rom gemeint zu sein,
deren Schatten aus dem dunkelbräunlieligrauen Grund grau
halbdeckend heraufgetuscht sind und nebst den hellen blass-
localfarbigen, sanft und allmählich aufgehöhten Lichtern wohl
der Localfarbenlasur gewärtig waren. Jedenfalls geht im.
Affresco dieses Verfahren sehr gut von Statten, besonders.
wenn der Kalkbewurf ein etwas fetter, mit nicht zu vielem
Sand gemischter ist. Es bekommt dann die ganze Malerei
einen eigenen Schmelz und eine gewisse sanft glänzende 'l.lrans-
parenz. (Siehe Winke bei Armenini, Borghini u. A.)
Es fragt sich aber, 0b wir diese im Fresco immer etwas
schwärzlich und farblos ausfallenden Malereien mit ihren
grossen farbenarinen Flachen neben dem farbigen Colorit der
Tre- und Quattrocentisten für sehr gelungene halten wollen,
und ob wir nicht vielmehr einen etwas befremdenden Eindruck
durch ihre Farblosigkeit empfangen. Ja es fragt sich sogar,
0b wir ihre im Grunde silbergrauen, etwas iiachen und für
den Zweck jedenfalls zu hellen Töne als dunkles Clairobscur
auffassen würden, wenn uns die Erscheinung nicht durch ahn-