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Anhang.
In den grossen Bildern, Welche mit Deckfarbenlnalerei auf
dunklem (irund gemalt sind, zeigt er sich nicht im Glanz
seines Colorits und auch nicht in dem Feuer seiner Pinsel-
führung. Er nähert sich hier etwas dem Langweiligen und
Trübfarbigen des Domeniohino und lässt in einzelnen
Loealfarben den Ton mehr, als in andern, durehsehimniern,
so dass er gegen D0 n1 enichi 110, welcher gleiehmässigei: deckt,
hier sogar unsolid erscheint.
Van
Dyck.
Van Dyck hat Clairobscure auf tiefbrauner saftiger
Untertuschung gemalt, in welchen seine Manier der des
Andrea del Sarto verglichen werden kann. Nur dass er
noch viel nachlässiger und mit grösserem Missbrauch die
Braununtertuschtlng stehen lasst und nicht so solid in der
Form wird. Der braune conventionelle Generalton der Bilder
ist modisch, der Sinn für Durchhalten der Localfarbe bedeutend
gesunken.
Seine Bildnisse sind meist mit Deckfarbe auf grauen
Mittelton aufgehöht. Oft sind die bleigrauen Schatten der
Carnation mit Eininengung von Schwarz in die (Yarnationsfarbe
erzeugt, mit ähnlichem Geschick, wie bei G u idc R e 11 i. Schnell-
inalerei war bei ihm an der Tagesordnung. Die schöne, feine
und naturwahre Wirkung, welche der (lurchschimnieriide
Grund verleiht, haben diese Schatten natürlich nicht, sondern
sie sind conventionell. 1)
Ein ausserordentlich schönes Beispiel von Benutzung des
Mitteltons existirt in der Gallerie Liechtenstein, die Skizze
eines Reiters. Auf schiefergrauem Grund sind die Contourc,
die Schatten und die dunklen Localfarben mit Sclnvarzbraiiii,
1) Wie denn van Dyck, auch was die Auffassung der porträtirten
Persönlichkeit anlangt, gegen die überzeugende Natürlichkeit und Wahrheit
RafaöPs oder Holbein's gehalten, seinen persönlichen KlHlStIIlilUiefiSmllS
zur Schau trägt, und nicht mit seiner Beobachtung in dem Wesen des Vor-
bildes aufgeht. So eng hängen in der Kunst das geistige und technische
Wollen und Können zusammen.