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Führung der Arbeit
der alten Schulen.
Kunstwerken
Nachtrag
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lange bewahrt, nur haben sie dieselben oft etwas flüchtig be-
handelt. Gerade das macht sie aber dem Studium so nutz-
bringend. Denn deutlich erkennt man an ihren Bildern den
Vorgang des Verfahrens, Welcher bei der hohen Vollendung
der älteren Meisterschulen meist in Geheimniss gehüllt ist.
Dem ungeübten Auge bietet sich weiter keine Schwierig-
keit, als dass es sich gewöhnen muss, das Gelb des Blirnisses
in Abzug zu bringen. Indess sind glücklicherweise viele der
kleineren Bilder im Privatbesitz vor allzuvielen Firnissen und
sonstigem Verderb bewahrt geblieben. Ueber die Störung,
welche das Gelb der Firnisse hervorbringt, klärt sich der
Lernende leicht an eignen über frische Farbentöne hin ange-
fertigten Proben auf. Wo er aber obenaufstehendem, die
Localiarbe verundeutliehendein „Goldton" begegnet, kann er
sicher sein, dass er es mit dem WVerk gewissenloser Re-
toueheure zu thun hat, welche geradezu gefärbte Firnisse über
die Bilder streichen, um das Ungenügen ihrer Retouchen
zu verdecken.
Nachtrag zu 1.
Erste Reihe.
Helle
Manier
des
innerlich
leuchtenden
Farbenauftrags.
Rubens.
Grund: Hell mit einem graugrünlich oder graubräunlich
gefärbten Firniss (vielleicht Kolophonium, oder Ainbra) über-
strichen zum Zweck der Glättung für die fliessende Aufzeich-
nung des Contours. Die Ueberstreichting ist so leichtsinnig
und schnell gemacht, dass man den Pinselstrich sieht. Viel-
leicht ist der Firniss aber auch in den dickeren Strichen etwas
nachgedunkelt. Ist dies nicht der Fall, so erkennt man, dass
das Auge des Rubens gleich zu Anfang ein gewisses
Flünkern des Aussehens liebte.
Eigentliche inodellirende Formenuntertuschung fehlt, nur
die letzten Schatten sind, etwas nachlässig, klarbraun markirt
ebenso, aber nicht modellirend, die dunklen Localfarben. Der
helle transparente Mittelton des Grundes giebt den lilodellirungs-