Führung der
Arbeit an
a1 teu
der
Kunstwerken
Schulen.
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Kunstästhetik glücklich wieder eingewindelten Greisenkunst
unsrer lege. Wie weit den Michel An gelo der Vorwurf mit
Recht treffen möge, auch hier nachtheilige Vorbilder geschaffen
zu haben, ist an dieser Stelle nicht zu erörtern. Sicher ist,
dass in Gestalten, wie in der des Moses zum ersten Male
der auf moderne Monstruosität zusteuernde Versuch auftritt,
aus dem Verständniss des Geistes und des Thuns der dar-
zustellenden Persönlichkeit heraus eine Personiiication des Be-
griffs zu schaffen. So lange die Gestalten der Begriffs- und
Allegorieenmalerei noch michelangeleske Gliedmassen auf-
weisen welche zwar Nichts weniger verrathen, als indivi-
dualisirende Charakteristik hat es mit dem Ueberwiegen
des „geistigen Inhalts und Ausdrucks" noch keine Gefahr.
Vasari ist aber schon im vollen Zuge, von der Höhe seiner
,,geistreichen;Erfindungen't her mit Sutfisztnce auf die Kunst-
ülaung und Technik herabzusehen.
Und so ging es in unersättliehem Geistesüuge abwärts mit
der Kunst. Es geriethen die geistreiehen Probleme in immer
grösseres Missverhältniss zu dem künstlerischen Vermögen.
Bei den Zuccari sehen wir denn, wie so gar schnell sich
die auf geistreiche Einfälle, statt auf ihr „Handwerk" bedachte
Kunst um die Mittel bringt, auch nur noch irgend einen Ein-
fall mit einiger Kraft bildend dazustellen.
Die
Reformation
des
Ludwig
Caracci
Ein edler und reiner Künstler setzte sich, Linbeküniniert
uni die Sorge und Noth, welche ilnn sein Widerstandl schuf,
der kunstverderblichen Zeittendenz entgegen und feuerte eine
Anzahl junger Talente durch sein Beispiel und durch seine
Lehre zum Studium der grossen Vorfahren an. Das Ideal,
welches ihni vorschwebte, zeugt, insofern sein Eclecticismus
sich ziuf die Xlcreinigung der läigenschaften einzelner von ihm
bevorzugter Künstlerpersönlichkeiten bezog 1), zwar von einer
1) Die Idee solcher Personalunion war übrigens nicht neu, schon
Sebastian del Piombo hatte sie gehabt. Dass in der Zeit des Ca-
racci sich auch in andern Kreisen das Gefühl regte, es sei nöthig, die über-