der alten
Kun stwerken
Führung der Arbeit an
Schulen.
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Die transparenten Schattentöne intensiver Localfarbe sind
principiell vernichtet zu Gunsten der grösseren Ausdehnung
der sanft verschmolzenen opaken Mitteltöne, welche schwach
localfarbig, von obenher lichtabsorbirend, lasirt werden. Die
Lichter sind gleichfalls sehr massig gehalten. Deutlich local-
farbige Lasur ist in das Licht versetzt. Hochgedecktes Weiss
kommt nur in Puncten, oft aber gar nicht vor. ln leiden-
schaftlicher Gegnerschaft gegen das hergebrachte Helle ver-
fällt der Meister zunächst in's Gewagteste der Dunkelheit, aber
nicht einer Dunkelheit, welche auch nur an irgend einer
Stelle undeutlich würde. Der ganze Ton ist ein dunkler.
Die Braununtertuschungen (im Vatican und in den Ufiicien)
sind ausserordentlich dunkel gehalten, in den grössten Tiefen
ist die Transparenz nicht geschont. Daher muss nun das
lmpasto der darauf zu stehen kommenden Halb- und Ganz-
deekfarbenschichten etwas höher geführt Werden; für die Ver-
schmelzung der mannigfaltigen Modellirungsabstufungen ist
dies eine Erleichterung der Manipulation, auch ist das Aus-
sehen, dem grösseren Maassstab der Form geschmackvoll ent-
sprechend, ein robusteres. Wenn trotz alledem der weisse
Grund beibehalten wurde, auch von seinen Schülern, so ge-
schah dies jedenfalls zum Vortheil der Verlängerung der
formenbildenrlen einfarbigen Vorbereitung 1). Auf die Unter-
modellirung aus Lasurbraun kommt, die Formen eorrigirend
und weiterbildend, die graue Deckfarbenmodellirung zu stehen.
1) In der Modestia eVanita (Gallerie Sciarra), welche man dem Luini
zuschreibt, zeigt sich in etwas nachlässig gedeckten Halbschattentönen der
Hände, erstens, rauchiger Mediencharakter der halben Deckfarbe, was nicht
sein könnte, wenn nicht etwas zu helles 'l'ransparentbraun unterläge. S0-
dann sieht man aber auch dieses etwas fleckig geführte Thansparentbraun
in manchen kleinen Lücken wirklich hindurchstehen. Bei dem Meister der
Schule kommen solche Nachlässigkeiten nicht vor. Sein Colorit hat aber,
nur sorgfältiger geführt, ganz denselben etwas sehwärzlichen Charakter in
den Schatten, und die vorhandenen Untertuschungen, welche allerdings
auch aufgegebene Proben sein könnten, lassen weissen Grund hindurch-
scheinen. Im Libro di Pittura nennt er auch Weiss -i- Neapelgelb als
Grund.