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Anhang.
ohnedies der Colorist in der schönfarbigen Art mehr Gelegen-
heit, sich zu zeigen.
Betrachtet man die Werke des Lionardo gegen die
älteren, so kennzeichnet sie ein irdischer, naturalistischer Zug.
Das Clairobscur dient schon wegen der Verengerung des
dargestellten Raumes und der dunklen Farbe halber besser
der Darstellung realistischer Dinge. Selbst die Bilder Cor-
reggios, der doch in wir möchten sagen farben-
schönem Olairobseur malte, haben der alten Schule gegen-
über diesen positiven Charakter. Als die grosse Anregung
des Lionardo ihre Früchte getragen hatte und auf dem
naturalistischen Studium der Begriff von der idealen "Voll-
kommenheit des Körpers erwachsen war, haben denn auch
die grössten Meister Italiens das dunkle Clairobscur nicht zu
idealen Zwecken verwendet.
Schliesslich kann man noch sagen, dass die Concentrirung
des Lichteüects und die Einschränkung des bildlichen Raums,
die mit der neuen Art des Colorits verbunden waren, sowie
der genauere Ausdruck der plastischen Form, zur Pracisirung
der einheitlichen perspectivischen Idee im Bilde mit beige-
tragen haben.
Zu ä 2.
Ausbeutung des Umfangs der Pigmente zur Darstellung grosser
Gegensätze von Licht- und Schatten.
Absicht: Geschlossener Raum mit gesperrtem Licht. Hervor-
hebung der Einzelgestalt und ihrer Theile aus dem Bilde.
Beleuchtung nicht zum Zweck des Lichteffects und Farbenreizes,
sondern zu dem der Rundimg der Form.
Verschmolzene Abschattirung ohne _Schlagschatten.
I. Verfahren
Lionardo.
des
Beibehaltung des weissen Grundes.
Sorgfältige formenvorbiltlende Transparent-Braununteftuschnng,
sehr dunkel, der weisse Grund bleibt nirgends erhalten.
Deckfarbige Weitermodellirung, die Schatten dunkel neutral-
grau, Einführung sehr blasser LocalfarbiT-{e Beleuchtungs-
farbe in das Licht.
Sorgfältige Localfarbenlasur.
Einlasirung der klaren farblosen Tiefen.