Volltext: Über die Grundsätze der Ölmalerei und das Verfahren der classischen Meister

Erster 
Abschnitt. 
mildgrauen Tones auch in den grellsten Farbencharaktereii 
Vollkräftig zeigen kann, und Worin es zugleich die nachzu- 
bildende Naturerscheinung am Charaktervollsten trifft; sie 
wählten die Darstellung offener, verbreiteter Tagesbeleuch- 
tungen, Wie Wir sie bei verschleiertem Himmel sehen. In 
diesen kommen keine heftigen Schatten vor und ebenso wenig 
reiche M0dellirungsnüancirungen, überall bleibt die Localfarbe 
deutlich, und die Lichtfarben der Gegenstände sind in's Weiss- 
liche und Weniger Gesät-tigte gebrochen. Die Haltung der 
Bilder wird verlegt in die naturwahrste Verwendung und zu- 
gleich geschniackvollste V ertheilung heller und dunkler, kalter 
und warmer Localfarben. 
Wer lernen will, was sich in dieser Beziehung an Reiz 
und Mannigfaltigkeit der Zusannnenstellungen erfinden lässt, 
mag bei Giotto und seinen Nachfolgern, oder bei Fiesole, 
Gozzoli und wie sie alle heissen mögen, in die Schule gehen. 
Er wird aber auch ausserdem auf eine sehr einsichtsvolle Be- 
handlung des Piginentauftrags stossen.  
ä 2. 
Vorbereitung der Bildfläche auf das Colorit. Genaue Formen- 
aufzeiehnung. 
Wie alle guten Coloristen, gingen jene Meister von dem 
Grundsatze aus, dass des Colorites Vornelnnster und zugleich 
vollständigst erreichbarer Zweck die höchstmögliche Vollendung 
der Form sei. Für diese sich bloss auf das einfarbige Zeichnen 
zu verlassen, heisst die ohnehin precairen Mittel der malerischen 
Darstellungsweise 1) geradezu um die Hälfte ihres Vermögens 
verkürzen; die Führung des Colorits steuerte bei jenen Alten 
also gleich von vornherein auf das Ziel der Formengebung zu. 
Der Auftrag der Wasserfarben muss schon der Haltbar- 
keit Wegen ein prompter und sicherer sein, es sind wegen des 
Wiederaufweichens der Unterlagen und der Flecken halber, die 
durch Ueberinalungen leicht entstehen, keine häufigen Acnde- 
rungen des einmal Hingesetzten statthaft. S0 wurde denn 
des Runden 
1) Malerische Darstellungsweise: Erzielung des Anscheins 
und des vertieften Raumes auf der ebenen Fläche des Bildes.
	        
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