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Anhang.
dem
colo-
Lionardds gründliche Art tritt sogleich schon in
Theil seiner Aufzeichnungän hervor, die sich auf helle
ristische Anschauungsweise beziehen.
Wir ersehen aus diesem Theil mit Xlergnügen, dass zu
jener Zeit der Sonnenschein schon gerade so gut, wie heute,
sein buntes Farbenspiel über die Landschaft ausgoss, und
auch, dass Lionardo dasselbe mit Ergötzen betrachtete. Ein-
fach und fasslich erklärt er die Wirkung gefärbter Licht-
strahlen und farbiger Reflexe auf verwandte und einander
entgegengesetzte F arbenrichtungen. Sein Experiment mit den
vorgehaltenen farbigen Gläsern enthält zugleich (er beobachtet
nie ohne Bezug auf die Kunst) die einfachste Anweisung
für die Technik der Farbenmischung durch Uebergehung.
Aber trotz seiner Sonnenscheinstudien sagt er, für die male-
rische Darstellung sei das gedeckte Hirnmelslicht vorzuziehen,
weil esdie Formen nicht verwirre.
Dann ist er einsichtig um das Sichabsetzen der Farben
vom Hintergrund bemüht, der Capitel über die „(3an1pit' sind
zahlreiche. Er studirt, welche Farben zumeist unter dem
Einfluss der Luftperspective verlieren. Er beobachtet, dass
unter diesem Einfluss die kleinen Lichter und Schatten ver-
schwinden und sich zum Mittelton zusammenziehen. Breite
Wirkung, vaghezza, liebt er, und ordnet helle, verwandte
Farben zusammen. Wohin er das Auge des Beschauers lenken
will, da sammelt er die Hauptgegensatze. Ja, zum Nutzen
der Schönfarbigkeit macht er sich klar, welche Pigmente ihre
Schönheit im Licht, welche dieselbe im Mittelton und welche
sie im Schatten zeigen.
Dies Alles mochte nun sein, so lange er über die Dar-
stellung ligurenreicher Historien im Style der damaligen monu-
mentalen Malerei nachdachte. Aber bald wird ein anderes
Interesse wach. Er studirt das Formendetail, er betrachtet
die Form und ihre Theile von allen Seiten, er misst sie aus
und bewegt sie. Das hier erworbene Wissen drängt zur Be-
thatigung im Bilde. Der Maassstab der Einzeliigur vergrössert
sich, weil die Theile eingehender gezeigt werden sollen. An