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Anhang.
laxer und nicht sehr versteckter Manier angewendet haben.
S0 kann man denn von ihnen aus (immer an der Hand eigener
Uebung) häufig auf (las verstecktere Verfahren der älteren,
vollkonnnneren Schulen schliessen.
Die Bekanntschaft mit guten und gewissenhaften Retou-
cheuren ist wünschenswerth. Noch besser ist, wenn man ge-
ringere Schulbilder" selbst zur Verfügung hat, dieselben stellen-
weise zerstören und untersuchen kann und das Zerstörte re-
touchirend wieder herzustellen sucht 1).
Bei fast allen Galleriebildern muss man den sie bedecken-
den Itlirniss zu Linterscheiden und seine Farbe von dem Aus-
sehen der eigentlichen Malerei in Abzug zu bringen verstehen.
Auch dieses ist nur auf dem Wege practischen Versuchs er-
reichbar. Ueberhaupt werden nur oft wiederholte Versuche
und ein ausserst gewissenhaftes Hinsehen zum Ziele führen.
Da die nachfolgenden Tabellen gewisserniassen einen ge-
drangten Abriss der Geschichte der Oelfzirbentechnik geben,
wie sie uns unter dem Gesichtspuncte des Einflusses, den die
Möglichkeiten dieser Technik auf die Gestaltung der künst-
lerischen Anschauung getibt haben, erscheint, so sind sie in
chronologischer (lrdnung aufgestellt?) Der (klang der Studien
1) Diese Uebung möchte dem Oopieren für unsern Zweck vorzuziehen
sein. Jedenfalls muss davor gewarnt werden, das Copieren so zu be-
treiben, dass man, um Facsimile der alten Vorbilder zu leisten, alle Re-
touchen und Flecken, welche die Unbill der Zeiten den Werken beschmutzend
hinzugefügt hat, mit nachahmt, wie dies wohl Manche thun.
E) Wie Eastlake seine Studien „Materialien zu einer Geschichte des
Oelmalens" nannte, so dürften die uns beschäftigenden vielleicht als ein
Versuch anzusehen sein, einen der zum Verständniss und zur kritischen
Sichtung dieser Geschichte allerunerlässlichsten Standpuncte zu gewinnen.
Eine eingehendere Verbreitung über das, was die Oelfarbentechnik Neues
und Bedeutsames für die Farbenanordnung und den coloristischen Geschmack
leistete, wird an dieser Stelle nicht erwartet werden können. Da diese
Dinge mit noch andern Darstellungsmitteln der Malerei eng verknüpft sind,
z. B. mit der arehitectonischen Anordnung der Bildfiäche überhaupt mit
ihren Proportions- und Linienrhythmen, mit der einheitlichen perspeotivi-
sehen Idee, auch mit dem Gegenstand, ja mit der Dimension der Bilder
und mit den Ansprüchen des zu zierenden Raumes, so müssen diese und
ähnliche Vorbedingungen und ihre Forderungen zuvor an anderer Stelle