Fiih run g der
Arbeit an
der alten
Kunstwerken
Schulen.
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zulocken, vielleicht doch einige Schärfe gewonnen hat. Nie-
mand aber würde freudiger, als ich selbst, Belehrung durch
scharfer Sehende loegrüssen. Denn das ist gewiss, Ware. erst
das Interesse der Befahigten lebhaft auf den hier in l? rage
stehenden (Älegenstantl gerichtet, so würde das der so tief
sunkenen Kunst unserer Tage von grossem Nutzen sein.
Auch unsere Kunstphilologen dürfen versichert sein, dass
der sachliche Werth ihrer historischen und ästhetischen Lei-
stungen gewinnen wurde, wenn sie sich mehr um dieses bis-
her vernachläissigte Feld bemühten. lst es doch schon aus
dem Grund, dass sie fast allerwarts die Hüter unserer auf-
gesammelten Kunstschatze sind, nicht angemessen, dass ihrer
Kennerschaft so unerlässliche Kenntnisse nicht reichlich zu
Gebote stehen.
YVas die Kunst guter Epochen auszeichnet, ist, dass die
Künstler der Technik kundige Äianner waren und ilicht, wie
heute, Dilettanten voll wechselvoller Tendenzen oder ahnungs-
voller Stimmungen. Nicht aus der fübrigens auch gar nicht
einmal positivfasslichen Absicht des geistigen Inhalts der
Bilder kann der Alten Art festgestellt werden, sondern zu-
meist in der Führung der technischen Arbeit spricht der
Meister sein eigentliches Wissen, Wollen und Vermögen aus.
Die Eigenthümlichkeit und die Sicherheit, Welche das Indi-
viduum und die Schule hie r entwickeln, ahmt ihnen auch
der geschickteste Copist niemals mit auch nur entfernter Aehn-
lichkeit nach. Ueber alles weniger ltlassbare kann er uns
leichter tauschen.
Was nun den Betrieb des Studiums alter Oelfarbentechnik
einlangt, so ist für dasselbe nöthig, dass der Studirentle sich
selbst, Pinsel und Palette in der Hand, auf's Ausführlichste
mit den Einzelcharzrkteren und deren Verbindungen bekannt
mache.
Als Objecte des Studiums sind vorzüglich unvollendete
oder hatlbzerstijrte und von Retouchen möglichst freie alte
läiltler zu wählen, oder auch nachlässig geführte. Einelüind-
grube sind die Werke der späteren Niederländer, weil diese
die guten alten Prineipien lange bewahrt, oft aber in etwas