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Anhan g.
Stellung des Malers vom sichern Ziele ablenkt und sie beun-
ruhigend hin und her wirft.
So sei also auch die Vorstellung der Art des Colorits
gleich von Anfang eine bestimmte und der. Effect sei fest-
gestellt. Man kann nichtv ohne Schaden des Colorits ein hell
beabsichtigtes Bild plötzlich zum (lunklen umstimmen. noch
weniger eines, welches als Clairobscilr begonnen war, plötzlich
zum hellen schönfarbigen umwandeln. J e besser jeder einzelne
Farbencharakter gleich von Anfang an vorbereitet war, desto
schöner wird er hervorkommen, er sei nun ein positiver oder
ein halbdurchscheinender Deckfarbencharakter, oder eine ganz
durchsichtige Lasur.
Das aber würde das Allerfatalste sein, wenn aus Nach-
lässigkeit oder Nothbehelf die Fau-beilcharaktere (lureheinander
geworfen it'ür(;le11, und z. B. ein halbdeckenrler Ton da ent-
stünde, wo eine Lasur zu stehen hat. Denn jeder lilarben-
Charakter hat seine eigene Bedeutung, und um so präciser
hat er sie, je mehr er darin durch den zu ihm gegensätzlichen,
gleichfalls an seiner passenden Stelle sich befindenden hervor-
gehoben wird.
Wir wüssten nun zum Zwecke der Verdeutlichung und
[lebung zugleich nichts Besseres zu thun, als eine Reihe von
Tabellen aufzustellen, in welchen (ler Versuch gemacht ist,
den Sinn und die Führung der Arbeit an Bildern alter Schulen
zu schildern.
Bei der Linendlichen Schwierigkeit, besonders in XNerken
von grosser Vollendung, sicher zu sehen, bin ich gewiss, (lass
es in meinen Beobachtungen von Fehlern wimmeln wird, so
lange Jahre das Mühen auch auf das Studium alter Malweisen
gerichtet war, so Vieles betrachtet und so manches unfertige
und halbzerstörte Bild zur Untersuchung gezogen wurde. Für
gar Manches wüsste ich keinen andern Beweis anzugeben, als
das Vertrauen in mein räuge, welches unter der fortwäilircii-
den practischen Uebung, die verschiedenen Charaktere der
Oelfarbe auf den für sie nothwenrligen Prapaxratiiwnen hervor-