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Zweiter Abschnitt.
YVarnung.
Moderne benützen raul1e(irii11de desshalb so gerne, weil
sie bequemer und nach Herzenslust ITarbe darauf kleiben
können1). D218 ist Missbrauch. Die malten auch
auf ihre ruuhfadige Leiuxlvzuid mit (iGiiCüiQlD Farbenziuftrzxg.
Im Nassen
und auf's
Trockne
malen.
Einige nützliche Fertigkeiten.
In der mangelhaften künstlerischen Erziehung unsrer T age
ist auch das Allergewöhnliehste der Handgesehieklielikeit tief
gesunken. Es ist nichts unleidlieher, als wenn der Wille des
Malers durch die kleinliehsten Hindernisse gehemmt wird. Iis
möchte daher noch von Nutzen sein, einiger kleiner erleichtern-
der lllertigkeiten lilrwiähnung zu thun.
So lange man mit Deekfarben allein, oder mit Transparent-
farbe allein malt, kann es von Vortheil sein, die Malerei
nass zu halten, um die Töne besser in einander zu vermalen.
Uodellirt man aber mit halber und ganzer Deckfarbe auf-
höhend auf einer Unterlage, so sitze diese letztere gut ge-
troeknett fest. Noch Viel notlnveniliger ist das Festsitzen der
Unterlage, wenn man mit Transpareiitfarbe die DOCkfRTbG-ll-
untermoclellirung lasirt. Wenn in die Transparentfztrbe Deck-
farbe sich mengt, ist es mit der klaren Schönheit vorüber.
wln eine klare Schattenfarbe darf kein Weiss kommen)"
Man halt die Malerei auf lange Zeit nass mit der dazu
geeigneten Sorte von Petroleum und in gewöhnlicher Zimmer-
warme. So kann man ruhig; Tage lang nass in nass an
1) In einer berühmten deutschen Kunststadt wohnte ich der Anfertigung
eines Leinwandgrundes bei, der für einen grossen Maler bestimmt war. Der
Anfertiger opferte dem Genius wahre Hekatomben von Oelfarbe. Ich habe
niemals wieder so viel Oelfarbe auf einem Fleck vereinigt gesehen. Das
frische lmpastu ward mit eigenthürxilichen Brettern belegt, denen ähnlich,
welche die Maurer zur (äliittung der Tünche gebrauchen. Diese Bretter
wurden zwei-, dreimal im frischen Brei hin und her gedreht und dann ur-
plötzlich in die Höhe gerissen; der Farbenbrei gab hierbei einen lustig
schmatzenden Ton von sich. Es waren unter der Operation gewisse XVirbel
entstanden, welche das ewige Einerlei der Obertläche ziufs Unterhaltcndste
unter-brachen" und besonders für Fleisch, Augen und dergleichen zarter Dinge
ein herrlich rustikes Llnterlager zu werden versprachen.