Praxis.
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liche und delicate Kunst geworden. Sie verlangt zu ihrer
Ausübung nicht den tandelnden und der Führung des Zu-
falls sich anvertrauenden Dilettanten, sondern den Künstler,
der sich zu allem Anfang seiner Absicht wohl bewusst ist.
Solcher giebt es, wie wir Alle wohl wissen, heute nur ausserst
wenige. Unsere flüchtige Zeit erzieht die Geister nicht zu
ruhigem künstlerischem Nachdenken und nicht zur Festigkeit
des künstlerischen Wollens, sondern sie verwirrt und beun-
ruhigt durch das unzusammenhängende und nur zu oft un-
geprüfte Allerlei ihres Wissens.
Wie Vielen ist unter dem Missverhältniss hochtrabender
Absichten und der Fehlversuche des Vermögens die künst-
lerische Energie zu Boden gesunken. Wie ist so Manchem
an die Stelle der sich selbst verleugnenden Liebe zur Kunst
die arme Eigenliebe getreten. Wie ist das Gefühl und auch
Wohl die Einsicht so mancher heutigen Künstlerberühlntheit
abgestumpft genug, um im Stande zu sein, ein paar Recepte
für Kunsttheorie und ein in ewiger Unwissenheit verharren-
des Hinglotzen auf das Naturvorbild für Naturgeftihl auszu-
geben. Solchen nun wird es allerdings schwer fallen, sich
zurecht zu linden, wenn sie sich in die Bahn rationeller Technik
Wagen. Denn ihr Geist wird sich in der Mannigfaltigkeit der
Erscheinungen verwirren, sowie die Praxis deren geordnete
Verwendung beansprucht. Für den ruhig U eberlegenden aber,
welcher gewöhnt ist, schon beim Naturstudium sich nicht mit
der Oberfiäche der Erscheinung zu begnügen, sondern nach
dem Wie des Vorgangs zu fragen, und der bei diesem Forschen
nie seine Darstellungsmittel aus den Augen verlor, für den
wird es sich ja von selbst Verstehen, dass er sich auch von
den Grundbedingungen Rechnung ablege, auf welchen seine
künstlerische Leistung gesund und ungetrübt erwachsen könne.
Er wird es sich angelegen sein lassen, seiner Arbeit eine ge-
i-egelte Führung zugeben. Vorbedmp
Das versteht sich bei ilnn vor allen Dingen von selbst, 1 lizlälgetgio.
dass er die für seine Malerei nöthigen Vorarbeiten gewissen- 1352::
haft hinter sich hat. Der Gedanke seines Bildes ist geordnet, dgeggrrgäi
die architektonische Anordnung und die Farbencomposition dzrgväilfäigär-