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Zweiter Abschnitt.
edleres, von der Pluinpheit der Materie befreites gegen das-
jenige trüber Deckfarbenmalerei. Das Deckfarbeninaterial
steht weit nüchterner und prosaischer neben der Körperlich-
keit der das Bild umgebenden Gegenstände. Und insofern es
durch sein nüchternes Licht mit dem Lichte der Wirklichen
das Bild umgebenden Rundkörper in eine gewisse Concurrenz
tritt, in der es nicht Sieger bleiben kann, vermag es das Bild
aus seiner Sphäre zu reissen. Das Bild beansprucht eine
eigene Sphäre, wenn die Illusion gelingen soll. Das sanftere
und mannigfaltigere Licht diaphaner Oelfarben aber tritt
nicht mit dem der umgebenden Körperlichkeit in Concurrenz,
wir beachten diese gar nicht, wenn wir ihin unsere Blicke zu-
wenden.
Nur eine Bedingung bleibt zu erfüllen. Die Menge der
verschiedenen Charaktere muss nicht nur unverworren, und
jeder am richtigen Platz, verwendet werden, jeder von ihnen
kann auch nur auf richtiger Vorbereitung der Unterlage ent-
stehen.
Dieses scheint die Sache zu complieiren. Wir werden
sehen, dass es in der Praxis zum Element neuer unschätz-
barer Vortheile wird; denn es fordert zur [Teberlegung auf
und beansprucht und ermöglicht zugleich eine einsichtsvolle
Theilung der Arbeit.
Capitel
Praxis.
Erst Wer den Schritt von der 'i'he0rie zur Praxis thut,
wird erprobt. Kunst wird erst durch Bethätigung erlernt.
Die Oehnalerei, wie sie uns jetzt Vorschwebt, erlaubt aller-
dings nicht mehr jenes planlose Drauflosgehen, in dessen
scheinbarer Ermöglichung die Modernen die verlockendste
Haupteigenschzxft dieser 'l'eehnik erblicken. Sie ist eine zier-