Deckfarben
und
Deckfarbenmengun g.
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Mischtöne
durch Pig-
ment-
mengung.
In allen durch erzeugten hrlisehtönen
müssen die Massen der Componenten sehr gut und sorgfältig
Braun, oder Grauviolet, wenn das Schwarz Blau, statt Gelb enthält. Und
Schwarz -l- Gelb giebt nicht Dunkelgelb, sondern Grün.
Auch geht es nicht immer an, eine helle Farbe dadurch nach ihrem
Schatten hin zu verdunkeln, dass man ihr ein dunkleres verwandtfarbiges
Pigment zumischt. Rother Lack und Neapelroth, gemengt, ergeben zwar
ein schönes dunkles Roth, aber keine genaue Rlbschattirung von Neapelroth.
Die besten Abschattirungen geben miteinander die helleren und dunkleren
Ockernüancen. Lichtockerip Gold- oder-l-Dunkelocker kann allenfalls für
genügende Abschattirung von Lichtocker gelten. Goldocker 11- Chrom ist
als Abschattirung von Chromlicht kaum noch genau genug. Sieht man den
Palettensatz nur an, so erkennt man auch sofort, dass man es in den helleren
und dunkleren Nüancirungen von Gelb, von Roth u. s. w. nicht mit helleren
und dunkleren Tönen derselben Localfarbe zu thun hat, sondern mit ganz
verschiedenen Localfarben. Und häufig genug kommt in einem Pigment,
welches, unvermischt, z. B. leidlich warm schien, plötzlich ein kalter Charakter
zum Vorschein, sowie ein hellerer Deckfarbencomponent mit ihm gemengt
wird. Neapelroth ist z. B. eine solche Farbe.
Diese Schwierigkeiten vollkommener Abschattirungen machen es denn
auch rathsam, wenn man in Oel nur mit Deckfarbenmengungen malen will,
sehr helle Probleme zu wählen, ähnlich, wie die alten 'l'empera1naler, bei
der Mehrzahl der Farben die unvermischte Localfarbe als Schattenton an-
zunehmen und, statt deren weitere Verdunkelung zu suchen, sie lieber nach
dem Licht hin mit Neutralweiss aufzuhellen. Vor Allem wird auch nöthig
sein, dass man solche Mengungsabtönungen in genügend hohen Auftrag
bringe, so dass kein heller Untergrund farbenverwirrend durch sie her-
scheinen könne. Dass dieses wenigstens die einsichtsvolleren französischen
Maler bei der hier in Frage stehenden Gattung mit ihrem überall gleich-
niässig hohen Impasto anstreben, ist der Rest von Sinn ihres Verfahrens,
den freilich viele ihrer deutschen Nachahmer nicht einmal herausfühlen.
Nicht nur darf kein allgemeiner Grund herscheiuen, sondern auch durch
den einzelnen Ton kein einzelner unterliegender Ton. Sonst kommt das
was wir mit unserer rationellen Technik als Vortheil und als Princip auf-
suchen, störend und unberechenbar zum Vorschein.
Wie mühevoll und schwerfällig wird nun solche Malerei und auf wie
geringem Umfang bewegt sie sich. Warum malt man nicht überhaupt
lieber gleich in Tempera, wenn man das Aussehen matter Farbe will? Auch
die beste Nachahmung von Tempera mittelst Oelfarben wird niemals den
schönen, leichten grauen Ton haben, den das auf den matten Oberflächen
der Temperafarben gleichmässig spielende weisse Tageslicht verleiht. Auch
der aufmerksamste Oelfarbenmaler wird nicht vermeiden können, dass ihm
die Transparenz des Oeles an irgend einer Stelle zu viel Licht absorbire,
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