Volltext: Über die Grundsätze der Ölmalerei und das Verfahren der classischen Meister

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Vorbild. 
Schönfarbigkeit. 
äjfjfi Ist das Sonnenlicht nicht grell, sondern durch dünne 
Wolkensehleier gedämpft, oder ist die Landschaft statt von 
der Sonne nur von dem Schein erleuchtet, der das Himmels- 
licht verkündigt, oder nach dessen Versinken zurückbleibt, so 
sehen wir oft die ganze Körperwelt, wie von einem inneren 
Glühen ergriffen. Die Schwere des irdischen Stoffes scheint 
hinweggenommen zu sein, und es ist kein eigentlicher Schatten 
in der, wie vergeistigt durehschienenen, Materie wahrnehmbar. 
Alle dem Licht verwandten warmen Localfarben der Gegend 
glühen in hoher Farbenschönheit; die entgegengesetzten kalten 
aber werden verdunkelt, und besonders das dunkle Blau und 
Grün nähern sich dem Schwarz. 
Dies ist das feierliche Lieht, welches darzustellen die 
ersten Meister der Oelrnalerei und ihre Nachfolger bis in's 
16. Jahrhundert hin so sehr liebten. Es ist der, wie von 
tiefster Sehnsucht durchglühte Vollaccord der Farbenpracht, 
mit dem sie ihre Himmelsscenen erfüllten und über Irdisches 
erhoben 1). 
lgggbägggg- Die Schönfarbigkeit der Oelbilder alter Schule beruht auf 
äjfflgäffif der Ausbeutung der gesättigten Farben. Farbensattigung kann 
ggggbgi" auf verschiedene Weise entstehen; einmal, wenn eine Local- 
farbe von einem gleichfarbigen oder wenigstens verwandt- 
farbigen Beleuchtungslicht angestrahlt sind. So sind unter 
vigttgggggn blauem Luftrefiex die kalten Localfarben der Landschaft ge- 
glfjfcßfäßiläl sättigter, unter rother und gelber Beleuchtung aber die warmen. 
W WM- Ebenso kommt die Farbe eines Gewandstoffes gesättigt her- 
1) Wir stehen hier bei dem Culminationspunct der Oelfarbentechnik. 
Man kann mit Zuversicht sagen, dass das Element der Schönfarbigkeit den 
van Eyck bestimmt habe, die 'l'ransparenttechnik der Oelfarben auszu- 
bilden, und ebenso sicher ist diesem Element das rasch erlangte Ueber- 
gewioht der Oelfarbentechnik in der Tafelmalerei zuzuschreiben.  Agh, 
wohin ist doch heute mit der poetischen Kraft, die in solchen Accorden 
Sättigung suchte, zugleich die Kunst entschwunden, solche Töne aus dem 
Material hervorzulocken!
	        
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