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Zweiter
Abschnitt.
in eigenthüinlicher Weise verdunkelt. Die Erscheinung hat
Verwandtschaft mit der Farbe eines Rauches oder Staubes,
welcher in dünner Schicht vor einer hellen Wand aufsteigt.
Die allerdünnsten Schichten der Weissdccke zeigen gelb-
lichen Schein, die etwas dickeren röthlichen, noch eine Kleinig-
keit höhere schmutzigbraunlichen. Will man wieder zu dem
reinen Weiss des Grundes hinan, so muss man das Weiss
sehr hoch auftragen. Der Charakter der Trübung ist kein
angenehmer für das Schönheitsgefühl. Nur in der aller-
dünnsten, gelblichen Schicht ist er Weniger unangenehm 1).
Aber das Röthlichi und Braunlich haben ein zweifelhaftes,
schwankendes Ansehen. In der Vorbemerkung zu diesen
Paragraphen haben wir auch schon gesehen, woher dies
kommt. Es kämpft das schwache Weiss der Decke, aber
nicht recht als Weiss zur Geltung kommend, mit dem
Licht des Grundes, welches gelbe und rothe Strahlen zu uns
senden würde, wenn es heller und kräftiger wäre, im Ver-
gleich zu den für seine Kraft zu mächtigen verdunkeln-
den trübenden Medien der Decke.
Das Analoge tritt jedesmal ein, wenn wir über eine voll-
deckende Schicht heller Deckfarbe eine schwache derselben
Deckfarbe ziehen.
Auf helldeckendem Neapelgelb erscheint eine schwache
Schicht derselben Farbe nicht heller gelb, sondern dunkler
gelblich, röthlich, bräunlich. Auf hell deckendem Blau wird
eine schwache Schicht des nämlichen Deckblaues entweder
in's Schmutziggrünliche, oder in's Schmutzigvioletliche ge-
zogen.
Hellgelbe Deek- und Halbdeck-Pigrnente, oder hellrothe,
welche in's Gelbe stechen, werden in dünner Schicht auf
weisser Unterlage nicht unangenehm. Das Gelb wird in ihnen
erhöht. Sie bekommen erst in etwas diekerem läuftrag, Wenn
1) In der allerdünnsten Schicht ist das angenehmere Gelblich schon
von dem Gelb des Oels etwas unterstützt. Will man die röthliche Schicht
weniger unangenehm machen, so muss man dem Weise etwas Rothpigment
zumengen.