76
leihen, doch das ist ein Irrthum, wenn man glaubt, dass
dies ohne Gefahr geschehen könne. Es ist auch nur Schein,
und kein Gewinn, denn die vermeintliche Erleichterung ist
theuer erkauft, da sie nur auf Kosten der Dauerhaftigkeit
und Unveränderlichkeit des Bildes erfolgt. Dazu gibt es
der soliden und erlaubten Mittel, dies zu erreichen, auch
genug, welche es ermöglichen, sich die Farbe für jede
auch nur denkbare Behandlungsweise handgerecht zu
machen. Solches Schaffen ist namentlich für den Anfänger
vielleicht etwas mühevoller, doch kann den Künstler Niemand
von einem dadurch bedingten Mehraufwand an Ueberlegung
und technischer Fertigkeit entbinden.
_Wie deshalb auch dem Künstler die meisten der heutl
angepriesenen Farben entbehrlich sind, so bedarf er auch
nicht der vielversprechend etiquettirten Mixturen und Salben
Dllseofelfäiachfte in Phiolen und Büchsen. Die Einfachheitl) bedingt, dass
weigel dasselbe Oel, Welches zur Bereitung der Farben dient,
Zunächst die auch zur Bereitung der Trockenzusatze verwandt werde,
Unveränder- um in diesen, so vielen Wandlungen ausgesetzten Stoffen
licljkeit des die grösstmögliche Gleichheit zu erreichen. Alles Ungleich-
rones artige ist, wenn eben thunlich, fern zu halten. In den
früheren Künstlerwerkstätten konnte dies geschehen und
ist dies auch zuverlässig geschehen, und deshalb kann und
muss dies auch heute selbst bei fabrikmassiger Herstellung
so erfolgen. Bekanntlich ist Trockenoel zu Lacken, Zinnober
und anderen Farben in entsprechendem Masse unentbehr-
lich, aber man sei behutsam in der Wahl des Mittels wie
in dem zuzusetzenden Quantum desselben. Braunstein2)
1) denn alles Gemischte ist der Fäulniss mehr ausgesetzt
als das Ungemisehte, weil die Mischung zum Streit führt, und der
Streit zur Veränderung; eine solche aber ist die Fäulniss. Darumheisst
bei den Malern die Mischung der Farben (eine Verreibung (lcrselben in
einander) Zerstörung (900905). der gewöhnliche Sprachgebraueln
aber bezeichnet das, was unvermiseht und rein ist, als unverdorben und
unverletzt" (oder wie eine andere Lesung lautet) "der gewöhn-
liehe Gebrauch aber will Einfaches und Weniges, Unzerstörliehes und
Unvergängliches". unverdorben", heisst es weiterhin, "aber
ist das Ungeinisehte und rein Gehaltene". (Plutarch Sympos. probhVlll. 5.)
2) Das Matgnansuperoxyd ist durch sein chemisches Verhalten als
das eines Superoxydes im engeren Sinne ausgezeichnet. Bei gelindem
Glühen gibt es bereits einen Theil seines Sauerstoffes ab. (GoixBesanez)
Es ist eine der wenigen Sauerstoffverbindungen die man Ueberoxyde
oder Superoxyde nennt, weil sie gleichsam überflüssigen Sauerstoff ent-
halten. den sie beim Glühen entweichen lassen. Der Chemiker hat des-
halb in dem Braunstein ein tretfliehes Mittel, um andere Körper mit