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schwundene, so vielseitig geübte handwerksmässige Thätig-
keit legt sich uns aber die Annahme nahe, dass Lehrlinge
und Gesellen der so wichtigen ersten Zubereitung der
Malmaterialien gewiss nicht ferne gestanden haben; ja,
diese Annahme findet bei Betrachtung der in einzelnen
Schulen vererbten Traditionen und der oft von den Meistern
streng bewahrten Geheimnisse in betreff der Materialien
und deren Bereitung eher eine weitere Bestätigung.
Und warum sollte es nicht geschehen sein? Ist die Pressung
doch mit den prilnitivsten Einrichtungen in durchaus
zweekrlienlicher Weise zu erreichen. Dies sehliesst ja
nicht aus, dass sich heute Fabrikanten vervollkommneter
Einrichtungen bedienen und Hand-Pressen 1) anwenden,
1) z. B. Duchscherh Patent-Differential-Hebel-Pressen;
Wecker, Grossherzogthxun Luxemburg).
(Eisenhütte
Zu meinen Versuchen bediene ich mich der denkbar einfachsten
Vorrichtung. Als Pressbchälter bediene ich mich eines messingenen
Kiichenmörsers, den ich mir beim Schlosser vermittelst der Bohrmasehinra
siebartig durchlöchern liess; mit Oeifnungen von etwa einem lllillimoter.
Die auszuprcssende Masse fülle ich hinein, nachdem ich den Mörser mit
einer doppelten Lage von altem Linnen ausgelegt und decke sie mit
einer etwa zwei Centimeter starken, locker schliessenden Poekholzplatte;
und auf diese lege ich noch eine verzinnte Eisenplatte mit einer kleinen
Vertiefung in der oberen Fläche, um der Pressschraube Führung zu
geben. Die eigentliche Presse besteht aus einem Bügel VlGYl-{alllßlgtbll
Eisens, dem die Form eines hoehgezogenen Steigbiigels gegeben worden
ist. Durch die Mitte der Bogenhöhe, wo der Bügel etvßras verstärkt worden
ist, geht die Pressschraube, deren Kopfende, durchlöchert, das durch-
stccken einer runden Eisenstange von etwa llßz Fuss zum Bewegen der
Schraube gcstztttxzt. Auf den unteren Theil, den Fass des Bügels, lege
ich ein eiugepasstes Stück Eiehenholz mit horizontaler oberer "Fläche, stelle
darauf einen Bleehteller mit aufgebogenem Rande, an dem vorne durch
Zusammenbiegen ein kleiner Ausguss angebracht ist; auf diesen stelle
ich dann den gefüllten Kiiehenmörser (Pressbehältcr). Beim Pressen
gebe ich dem Ganzen eine geringe Neigung nach vorne, indem ich den
Iilisenbiigel etwa gegen eine Schrankecke lehne und lasse das Oel ent-
weder durch Filterpapier oder feinem, alten Linneu, womit ich einen
Glastrichter ausgelegt habe, direkt in eine Flasche abtliessen. Um
die in der Tiefe des Mörsers fest gepressten Rückstände mühelos ent-
fernen zu können, habe ich mir im Boden des Mörsers ein erbsgrosses
Loch bohren lassen. Durch dieses schlage ich, mit dem flachen Kopfl-
vorauf, einen Drahtstift in die Masse, und sofort fallen Platten nebst
Kuchen heraus.
Zum Quetschen der Samen dienen mir zwei kleine spann-
lange Stahlwalzen, welche oberhalb. der Anordnung bei Leinwand-
mangeln entsprechend, durch eine vermittelst einer Schraube zu stellende
biigelartige Federiweiter oder enger zu stellen sind. Auf dem Walzen-
lager befestige ich ein Bleehkäistclncxi, welches einestheils die Verstreuung
des Samens verhütet, andercnthcils durch sein (lichtes Herangehen an die
Walzen den an die Walzen angepressten, angeklebten Samen wieder abstreift.