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dieser Fragen unerlässlich, und um so mehr geboten, als
sich die alten, diesbezüglichen Verfahren von den neueren
wesentlich unterscheiden. Zu diesen, die Qualität, und
die Verwendbarkeit des Leinoels zu maltechnischen
Zwecken bestimmenden, natürlich beeinflussenden Uni-
stände, treten noch diejenigen, welche der geschäftliche
Verkehr hervorruft, die die Marktverhältnisse schaffen.
Beginnexi wir mit der Art des Anbaues und den natür-
lichen Einflüssen durch die Bodenverhältnisse, dann ist
Folgendes zu bemerken. Der Lein liebt kühlen, bindenden
Boden; am besten gedeiht er in nicht zu trockeneln, mehr
feuchtem, sandigem, alt-kultivirten Lehmboden. Frisclu:
Düngung taugt nicht! und da das Feld wie Gartenlz-tnd
zurecht gemacht sein muss, so lasst man ihn auf Hack-
früchte folgen, deren Anbau die erforderlichen Bedingungen
sichern. S0 wurde es bis zur neueren Zeit gehalten.
Anders verfahren unsere heutigen Oekonomen, die die so-
genannte intensive Landwirthsehaft betreiben und die alten
Verfahren als nicht rationell verwerfen. Der procentisehe
Fettgehalt und die grossen Schwankungen im specifischen
Gewicht bei einer und derselben Oelgattung beweisen
aber nur zu deutlich, von welcher Bedeutung die Art und
Weise des Anbaues werden kann und in Wirklichkeit ist.
Nachfolgende Beispiele mögen dies naher erklären.
Der frühere
m11 der heu-
tign Anbau.
Der heutige, sogenannte intensiv geführte landwirthschaft-
liche Betrieb kennt kein Brachen, kein Rilhenlassen der Felder
mehr, wie dies früher beobachtet wurde; der heutige
Betrieb kennt nur Halbbrachen, die sich aus dem nach dem
Turnus erfolgenden Wechsel der Fruchtsorten oder des Futter-
baues ergeben. Deshalb sind dem Acker je nach der Stoff-
entnahme der von demselben geerndteten Früchte, die für das
Wachsthum und die günstige Fortentwiekelting der Pflanzen er-
forderlichen Stoffe in aufnahmefähigenu Zustande künstlich
zurückzugeben. Die Theorie ist auf diesem Gebiete weit vor-
geschritten, auch deckt die Praxis sie in vielen Fällen, aber
nicht in allen. In aufnahmefähigein Zustande befinden
sich die Dung-, die Pflanzennährstoffe, wenn sich im Boden die
nöthige Umsetzung vollzogen hat, ist diese aber nicht erfolgt,
dann können dieselben, anstatt fördernd, ebenso schädlich
wirken. Nachgewiesenermassen vollzieht sich dieser [hmvundlungs-
proeess bei dem einen Dungstoff aber schneller wie bei dem
anderen, wobei Witterung und Bodenverhiiltnisse nicht unwesent-