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Somit weist auch hinsichtlich der technischen Mittel
Alles auf Aegypten als das Ursprungsland l) hin.
Wir sind in Felge der Ausraubung und Verödung
Ilcllaä und Ronfs gezwungen, jene abgebrochenen, schein-
bar verloren gegangenen Verbindungen anderwarts wieder
aufzusuchen, um uns der Fortführung, der Weitervererbung
jener überlieferten Kunstverfahren zu vergewissern. Wenn
wir die in Hellas und Rom vorgegangene Entwickelung ver-
folgen, so gelangen wir schliesslich nach Byzanz, dorthin hat Die Kunst zu
sich init der Macht auch die Kunst verpflanzt. Wir sehen Bymlm
hier erneut ein ungemein reiches Kunstleben erblühen, in
welchem alte griechische Ueberlieferungen zu neuer Wirk-
samkeit gelangen. Denn wie tief das Kunstemplindcn
gewurzelt, welch' reiches Kunstleben dasselbe hervorzurufen
vormocht, beweist der vberüchtigte Bilderstreit"! Denn
jener, durch mehr denn ein Jahrhundert mit despotiseher
Waffengewalt gegen alle Kunstgebilde geführte Ver-
nichtungskrieg, in welchem das Erzeugte wie der Er-
zeuger, das Bewahrte wie der Hüter der Brandfackel und
dem Henkerbeil verfielen, bekundet hinlänglich den Reich-
thuin der Werke und den unversiegbaren Schöpfungs-
drang, den weder das Wüthen der Imperatoren, noch die
Zerstörungslust eines blind-tobenden Pöbels zu unterdrücken,
geschweige denn zu vernichten vermochten. Während
dieses langen Kampfes, der alle Provinzen diesseits und
jenseits des Hellespont betroffen, schweigt die Geschichte
vollständig vom "heiligen Berg Athos". Wie vergessen 13er Atlwß
ruht während dieser traurigen Zeit der von sturmvollem, Ififfeü flef
tiefem Meere umflossene Chersones; jenem Lande gleich, Hmshemx
Wohin der Friede geflolfn. Es erweckt fast den Glauben,
als habe eine höhere Vorsehung jenen der Vernichtung
entgangenen kunsttreibenden Meistern und Mönchen in
den urwaldverwachsenen Mönchsklausen und Büsserzellen
des Athos eine stille, sichere Heimstätte finden lassen.
Merkwürdig und gewiss der Beachtung werth bleibt immer-
hin dieses Schweigen; denn gleich nach Beilegung jenes
nommen, wozu auch das im griechischen Texte gebrauchte uölla
berechtigt. Damit wäre aber ein weiterer Schritt zur Erklärung der
läemltznng des Käseleims gewonnen, und ein weiterer Grund vorhanden,
das in zahlreichen Abschriften bestehende aber wenig bekannte Hand-
buch der russischen Ilciligenbildermnlerei, dem Urtyplis derselben
(Pocllinnik), nnellzuforsehen, werauf ich schon in meiner Broschüre über
die M0mimentalmalverfahren (Düsseldorf, L.Voss 8x Cie. l S95) verwiesen habe.
1) Siehe die Anmerkung 1 des Anhanges 3.