35
auf den Wagen gehobenen offenen Sarg trat, das Kissen mit
dem Haupte der Todten hob und Aepfeldarunter schob. Dies
geschah aber nicht. etwa in Folge einer krankhaften Anwandlung
bei einer exaltirten Person, vielmehr erfolgte dieser Auftritt im
Beisein vieler Leidtragenden, welche diesen Akt als etwas ganz
Selbstverständliches, fast als 0b sie noch auf diesen Akt ge-
wartet, betrachteten. Desgleichen beobachtete ich bei eben dieser
Gelegenheit das Offenstehen sämmtlicher Thüren des Hauses wie
der iVirtlis-cliaftsriiuine beim Verlassen des Leichenzuges, um zu
verhüten, wie man mir erklärte, dass von der nun scheidenden
im Hofe nichts zurückgehalten werde, die in all' jenen Räumen
gewaltet. Um sich also, kurz gefasst, vor Spuken zu bewahren.
Dass es sich hier um ererbte alt-heidnische Gebräuche
handelte, bewies mir deutlichst die Schlussscene auf dem Fried-
hofe. Hier trat der jüngste Sohn nach erfolgter kirchlicher
Einsegnxmg nochmals an's Grab der Mutter und warf Geld hinab.
War auch die Form eine andere, die Erinnerung an den Obulus
zeigte sich bewahrt.
Es geschah Alles Dieses in einer streng-gläubigen Familie,
Wo warmes religiöses Empfinden herrschte. So wohnte ich
zu Prkovici, in der ehemaligen Militärgrenze der Hochzeitsfeier
in einer grossen Zadruga bei, wo ich die Verwendung des Apfels
bei der der kirchlichen Trauung voraufgegangenen Verlobungs-
Ceremonie beobachtete. Die Braut begegnete uns schon in
der Frühe in Begleitung einiger Freundinnen und plauderte
Scheinbar in den Tag hinein, als ob sie das Fest gar nicht an-
Qlngß- (Es geziemt sich nämlich für die Braut, dies
Benehmen den ganzen Tag zu beobachten.) Bald jedoch
begann schon die Ceremonie. Einige Männer aus der Ver-
wandtschaft des Bräutigams nebst dessen Vater, setzten sich an
das Kopfende des langen Tisches im VVinterschlafsaale. Angethan
mit (lunklen Filzmänteln (es war am Tage nach Martin, am
12. November), geschmückte Hüte auf dem Kopfe, sassen sie
allda mit grossem Ernste, sprachen selten und wenig. Der
Vater des Bräutigams entnahm nun zunächst ein sonderbar
VßPZiertesf) grosses miirbes Weisslorod einem 'I'uche, und
schob in die Mitte des Tisches vor dem die Männer sassen.
E? legte nun ein Stück Rauehfleisch darauf, und dann einen
I) Mit spiralfürlnig gebildeten nnfgebackennn '_l'eig'nnde1n, und
ÄYVFIP solchfzr Form, dic Prof. Dr. läliimner (das Kunstgewerbe im Alter-
fnmß) mnt Anderen, als indogcrnlanische oder arisclle bezeichnet und
(110 als der Anfang hellenisclncn- Knnstweise gilt.
3m