Volltext: Studien zur Geschichte der Oelfarbentechnik

34 
Eigenthümlichkeit zumeist in die Augen fällt. Brunn sagt 
nämlich, dass ausser den Kellerräumen ein kuppelartiger 
Bau in einem der beiden erwähnten Höfe als Vorrathshaus ge- 
dient habe (S. 66). Dieselbe Einrichtung finden wir heute noch 
in Slavonien, wo eben dieses Vorrathshaus unter ganz besonderer 
architectonischer Hervorhebung in Mitten des Hofes zu errichten 
Gewohnheit ist. Noch ein anderer Fall soll hier nicht uner- 
wähnt bleiben. Pausanias bespricht B. H. c. 17 das Heiligthunw 
der Juno in einer Niederung des Euböa bei Mycenä und sagt 
bei Beschreibung des von Polykletus verfertigten Götterbildes 
wörtlich: „in der einen Hand hält- sie einen Granatapfel, in 
der andern einen Scepter. Was sich auf den Granatapfel l) 
bezieht, werde mit Stillschweigen übergangen; denn es ist 
eine Geheimsage".  Was in Griechenland und dort wo 
Granatapfel wuchsen durch eben diese versinnbildet wurde, 
mussten jene mit dieser Sitte vertraut gewordenen, später gen' 
Norden zurückgeschobenen süd-slavischen Völker mangels einer 
Frucht vom Granatapfelbaume durch einen gewöhnlichen Apfel 
vom pirus malus ersetzen. (Solche Aendcrungen sind nicht 
ohne Analogon, wie dies beispielsweise die Palmenweihe am 
Palmsonntage bestätigt. Werden dort, wo sie heimisch, Palmen 
geweiht, so geschieht dies schon zu Rom nur für den Papst, 
das Cardinalskollegium und auszuzeichnende Personen, für das 
Volk aber werden Olivenzweige geweiht. In Mitteldcutschland, 
wo es weder Palmen noch Oliven giebt, weiht man Buchs  
fälschlich Palm genannt. In noch kälteren Gegenden dient die 
Weide mit ihren eben auslaufenden Kätzchen dem gleichen 
Zwecke. Doch überall ist die Weihung und der Gebrauch der- 
selbe.) Chateaubriand, der mit dichterischer Begeisterung alle 
alten wie späteren Autoren durchforscht, um Klarheit über die 
Mysterien zu Eleusis und die geheimen Symbole zu gewinnen, 
weiss nur auf dies schon erwähnte ausdrückliche Schweigen 
Pausanias und dazu Strabo's zu verweisen. Die Bedeutung des 
Apfels bei den Süd-Slaven ist aber wie ehemals bei den Griechen 
zur Stunde noch Geheimniss. Bei den verschiedensten Anlässen, 
bei traurigen wie fröhlichen, bei Bcgräbnissen und Hochzeits- 
feierlichkeiten fand ich seine Verwendung, doch seine Bedeu- 
tung konnte ich nicht erfahren. Zu Viskovci einer Filiale der 
Pfarrei Djakovar wohnte ich dem Bcgräbniss einer älteren 
römisch-katholischen Frau einer kleineren Zadruga bei. Hier 
sah ich, wie die Schwiegertochter laut-schluchzenrl an den schon 
Siehe Weiteres Anhang
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.