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übertreffender Charakteristik zur Darstellung gebracht.
Dazu finden wir Alles dieses unter den (lenkbztr schwie-
rigsten Bedingungen mit scheinbar spielender Leichtigkeit,
wenigstens nirgendwo Mühe verrathend, ausgeführt. Eine
Schwierigkeit in technischer Hinsicht scheint eben auf
keinem Gebiete vorhanden gewesen zu sein, und so sehen
wir hier den Bildhauer Granit, Grauwacke, Diorit, Basalt
und andere schwer zu bearbeitende Naturkörper trefflichst
meisseln und poliren. Betrachten wir nun die uns
zahlreich erhaltenen Malereien und zeichnerischen Üeber-
reste, so finden wir, dass die Sehwesterkunst, die lllalerei,
eine der Skulptur ebenbürtige, eine gleich ruhinwürdige
gewesen ist. Dazu sind alle Anzeichen vorhanden, die
für die Annahme sprechen, dass die Malerei der Skulptur
voraufgegangen ist. Wie dem aber auch sei, wir begegnen
schon in den frühesten Zeiten einem harmonischen Zu-
sammenwirken beider Künste, und linden hier jene ltlrage
gelöst, die in Betreff eines gleichen Zusannnenwirkens in
der griechischen Kunst die Gelehrten lange beschäftigt
hat, weil sich unter den Architectur- und bildnerischen
Resten griechischen Ursprungs 1) nur spärliche Beweise für
eine solche Unterstützung der Plastik durch Malerei er-
Hflyßllfßlrliß halten haben. Ueber ein derartiges _Zusammenwirken,
llelbkullltme" also über die Polychromie der aegyptisehen Skulpturen
111 Aegypten. 1 „
belehrt uns schon zunachst eine unter Konig bnefrur) ent-
standene Doppelstatueß) welche den Prinzen Rahotep und
seine Gattin Nefert darstellt; denn beide Gestalten sind
bemalt. Der ernsten Architektur entsprechend, zeigt
1) Diese sind zunächst in den Museen zu Athen zu suchen (Stele
mit dem Reliefbilde des Krieges Aristion); Karl WVoennann, Kunst- und
Natur-Skizzen aus Nord- und Süd-Europa, Düsseldorf, L. Voss St Cie. 1880.
In Neapel museo Burborlieo. Uebrigens scheint es Vielen ent-
gangen zu sein, dass Pausatlias B. I. C. 14, S. 53 eine Polyehromiiw
der Statuen ausser Zweifel stellt, denn dort heisst es: "Ueber den
Cerannikus und die sogenannte königliche Halle hinaus ist ein 'l'empel
des Vulkanus: eine Bildsäule der Minerya bei ilnn stehen zu sehen
wunderte ich mich gar nicht, da. ieh die Sage, die sieh auf Eriehthenius
bezieht, kannte. Sobald ich sah, dass die Bildsäiule der Miuerva
blaugraue Augen habe, bemerkte ich, dass das es der Mythus der
Libyer sei; denn diese sagen, Minerva sei eine 'l'eehter des Neptmnls
und der Göttin des Sees Tritonis, und (leswegen habe sie wie Neptunus
blaugraue Augen". Man sehe Weiteres im Anhang 13.
2) Regierte vor den Erbauern der gressen Pyramiden.
3) Sie wurde in der Nähe der Pyramide von Medum gefunden.