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wichtigsten wissenschaftlichen und religiösen Werken heisst
es in späteren Schriften, (lass sie in diesen alten Zeiten
verfasst worden. Zu eben dieser Zeit wurde auch schon
eine ilberreieh aiusgcbildete Götterlehre von einer ge-
lehrten und wohlorganisirten Priestersehaft dem Volke ver-
mittelt. YVeehselseitig ergänzten sich Künste und Wissen- Wissen-
sehaften, und wie dies geschehen, erhellt schon aus der Sshälferfiesß
Anlage der Pyramiden, die genau nach den Hinnnels- (Mzlthenlatllgl
richtungen orientirt sind. Wehr aber noch sind es die
"llempehtnlagen, welche uns in der Gesetzmassiglzeit der
Anlage, des Grundplanes und aller seiner Theile das
tiefste mathematische Wissen verrathen; sie lassen uns er-
kennen, dass sich schon einmal im Wechsel der Jahr-
tausende, in grauer Vorzeit, der menschliche Geist zu
hoher Erkenntniss der hier in Betracht kommenden Natur-
gesetze erhob. Wir finden in ihnen auch die Erklärung
jener Stelle des Aristoteles in seiner Metaphysik, deren
Humboldt auch in seinem Kosmos B. III". gedenkt, wo er
von den Trümmern einer früher einmal gefundenen und
dann wieder verlorenen Weisheit spricht. Es sind jene
Gesetze, die uns im Buche der Weisheit, 11, 21 offenbart
sind, die da lauten: „Du hast Alles nach Maass, Zahl und
Gewicht geordnet". Der durch die fest geregelte geist-
liche und weltliche Verwaltung gesicherten inneren und
äusseren Ordnung entsprach auch die Kunst in jener von
uns durch fünf Jahrtausende getrennten Epoche. Um diese
Zeit schon bestand auch für sie ein festes Proportional- Proportional-
gesetzf) welches durchaus nicht als eine Beschränkung,
einem Einzwäingungs-Gesetz gleich zu achten, sondern sich a e 11mm"
als ein Bewahrungsmittel gegen Willkür und abenteuer-
liche Ausschreitungen bewährt hat, und deshalb wohl zu
beachten ist. Denn innerhalb der durch diesen Kanon
bestimmten Grenzen gestalteten die Acgypter mit feiner
Beobachtung der anatomischen Bildung: Mensch und Thier.
Sie bewahrten sich wohl die Freiheit die einzelnen Glied-
inasscn, wie die Gesichter, der von ihnen dargestellten
Menschen, naturwahr und charakteristisch zubilden. S0
finden wir die Gestalt und die Züge des Königs, des
llVürdentritgers und Beamten in portraitühiilieher 'l'rcue
wiedergegeben. In dem nur wenige Linien hohen Haute-
relief sind die Umrisse scharf und klar, und mit nicht zu,
Anhang
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