und wie mit diesem Bindemittel, so verhalt es sich auch
mit der Verwendung von Feigeninilchß) Noch Weniger
ist aber unter Zuhülfenahme von ganz dünnem, wässerigem
Stärkekleister zu erhoffen, mit dem man die Aquarelle
ganz oder theilweise leicht überzieht, um nach erfolgtem
Auftrocknen das Bild Wiederholt und immer wieder von
neuem übergehen zu können; ein Verfahren, welches bei
einer nicht zu unterschätzenden Steigerung mehr den
Aquarellcharakter wahrt. Schon aus diesen Erwägungen
legt sich uns die Annahme nahe, dass geeignetere Mal-
inittel, ähnliche, wie sie etwa die Oelfarbentechnik bietet,
für die im Alterthume geübte Tafelmalereiz) Verwendung
gefunden haben. Es ist gewiss überraschend, dass in
der reichen Literatur über die Künstler Alt-Griechenlands
und ihre Werke sich keine oder nur unbedeutende Mit-
theilungen über die Maltechnik finden. Es ist ja möglich,
dass man diesen Theil für weniger wichtig, gewissermassen
als etwas Selbstverständliehes, als etwas so Nothwendiges,
wie auch Pinsel und Farben erforderlich sind, und deshalb
Ucbor dic nicht der Mittheilung werth erachtet; vielleicht waren aber
l auch die technischen Mittel Greheimniss der verschiedenen
(xeheimhal
tung der mal- Schulen und Meister, in denen und durch diese sich die
technischen technischen Verfahren unter strenger Geheimhaltung tradi-
2312311811313? tionell vererbten; ähnlich wie bei LIIIS das Werkschlüssel-
Werkstätten Geheimiiiss in den mittelalterlichen Bauhüttens) bestanden
der alten
Meist"- 1) Es ist dies der Milclisaft unreifer Feigen.
2) Nach Plinius wurde zur Blüthezeit der griechischen Kunst, zu
den Bildtafeln mit Vorliebe Lerchenholz verwandt; in römischer Zeit
kamen auch Leinwandgeinälile vor. Hierzu sagt Plinius. (B. XXXV,
C. "Auch den Wahnsinn unserer Zeit in der Malerei will ich nicht
übergehen. Der Fiirst Nero hatte befohlen, ihn kelessal und zwar
hundertundzwanzig Fuss hoch auf Leinwand zu malen, eine bis zu dieser
Zeit unbekannte Sache".
3) Dies Geheimniss bestand nach Eb. Wulff in einer logischen
Methode der Proportionirung, nach welcher alle Verhältnisse aus ge-
gebenen Grundtiguren nach "Zirkels Kunst und Gerechtigkeit" her-
geleitet werden konnten. Uebrigens fehlt es nicht an Beweisen für
absichtliche Geheimhaltungen gerade im Altcrthuine. Denn Clemens Alexan-
drinus legt Zeugniss dafiir ab, dass es im Schoose der ätegyptlscllell
lJriestersehaft mehrere Klassen gegeben, von denen die oberen tiefere
Kenntnisse in der mathematischen Natuidiirrsehung besessen, wie die
unteren; erst in der höchsten Klasse sei auch der Sinn der Symbole
völlig entriithselt, die Wissenschaft von der Fabel befreit worden. Jene
Erkenntnisse aber haben die Priester dem Papyrus nicht anzuvertrauen
gewagt, da man gewiss die Meinung Plutarchs theilte, der im Leben
des Numa. bemerkt, dass Geheimnisse in todten Bilchstaben nicht zum