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Ziegelstein oder den anderen von Plinius und Vitruv erwähnten,
damals üblichen Betrugsmitteln erhalten, dann hätte das Haus
Faberius seinen vornehmen Anstrich behalten können. Auf den
Mennig wirkte aber gerade dort die Ausmündung der Cloaca
Massima vernichtend, deren Mephitis ohne Zweifel den so schnellen
Misserfolg verursacht hat. Plinius berichtet im Weiteren dann
noch über die Zubereitung und die Verwendungsarten des Miniums
(B. XXXIII, G. und sagt, dass die Farbe auch bei der
Büeherschrift Benutzung gefunden habe. Lehrt uns nun die vor-
hin erwähnte Stelle aus Seneca das so vielfach bestrittene oder
irrig angewandte Wort: miniurn mit Bergzinnober bezeichnen,
so berechtigt uns des Plinius eben gebrachte Mittheilung, eine
Stelle Ovid's in gleichem Sinne zu übertragen, weil dieser das
minium hinsichtlich seines Gebrauches heim Büchermalenl) er-
wähnt. ln Ovid's „Tristia" (l. 1, 7) heisst es: nec
titulus minio, . wodurch des Weiteren die Bedeutung des
Wortes minium erkennbar wird. Weil aber eben dieses Wort
zu mancher irrigen Folgerung Anlass geboten und selbst bei
Plinius einige Stellen falsch gedeutet werden können, so mag
diese Erörterung eine Stelle aus dem dreiunddreissigsten Buche
(C. 2) jenes trefflichen Autors beschliessen, die jede anderweitige
Erklärung des Wortes: minium zurückweist. "Der Geiz", sagt
Plinius, "suchte Silber; er freuet sich indessen auch, Minium
gefunden zu haben, und er erfand es, von der rothen Erde
Gebrauch zu machen. O wundersame Erfindungsgabe, auf
so vielerlei .Weise den Werth der Dinge zu erhöhen!"
1) Von dem reichen Gebrauch, den man bis in die spätesten Tfage
des Mittelalters beim Büchermalen von dem Zinnober (Minium) gemacht
hat, soll nach L. v. KobelPs "Geschiehtlichen Beiträgen" zu den bei
Jos. Albert in München erschienenen. der Hof- und Staatsbibliothek zu
München entnommenen kunstvollen Miniaturen und Initialen aus Hand-
schriften des 4. bis 1G. Jahrhunderts, die Bezeichnung Miniatur her-
rühren.
Es sei hier noch erwähnt, dass der mit den alten Autoren so
vertraute Franciscus Jnnins in seinem WVerke: "De Pictura Veterum"
(lib. II, C. 8) gleicherweise zur Beziehung des Zinnobers sich des Wortes
minium bedient, indem er sagtük) "Statuas denique ipsas quandoque
laingebanti non minio tantum pingentes
4') Man sehe hierzu Plin. XXXllI. 7.
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