236
Nach der Behauptung Einiger, führt der Alten Rubrica in die
feinsten Varietäten des rothen Bolus. Eine Sorte zweiten Ranges
soll das sogenannte Sinopisroth gewesen sein, von dem man
drei Sorten unterschied: eine rothe, eine weniger rothe und
eine durch die mangelnde Farbe noch geringwerthigere Sorte,
die aus dem rothen Thon in gemeinen Lehrnmergel überging.
Den Preis der besten giebt Plinius (XXXV, 13) zu nur 2 Denare
: 1 Mark 13 Pf. das Pfund an. Nicht weniger ist die Art
ihres Vorkommens charakteristisch und diese schliesst jede Ver-
wechselung aus. Denn Plinius erwähnt im dritten Kapitel des
siebenzehnten Buches die Verschiedenheit des Erdreichs, und
spricht von der „von Vielen so sehr gepriesenen Rubrica" und
sagt: „Das Auge erkennet die Rubrica und den Thon, welche
sich sehr schwer bearbeiten lassen, weil die grossen Erdklösse
das Pflügen und Eggen erschweren Darum ist aber
ein schwer zu bearbeitendes Erdreich keineswegs unfruchtbar!"
Was nun jenes Boeckh noch irreführende Cinnabari oder
Cinnabaris anbelangt, welches uns Plinius (XXXIII, 38) als In-
dische Waare bezeichnet, so bleibt dabei nur unbestimmt, ob
dieselbe von Pterocarpus draco L. Drachen-Flügelfruchtbaum,
(Leun. ä. 108), von Dracaena draco L. Gemeiner Drachenbatim
(Leun. ä. 303), oder von Calamus draco W. Drachen-Rotang
(Leun. ä. 306) herrührt; die Ursprungsstätte wie das Wesenl)
des Stoffes bleiben dieselben. Es ist jenes rothe, harzige
Pigment, das sogenannte Indische-Drachenbltit oder Cinnabaris
theils als Tropfsaft der Bäume, theils als Harz der Frucht zu
betrachten, und galt zu Plinius Zeiten wie heute in der Medicin
als adstringirendes Mittel. Doch schon in des eben Genannten
Tagen bestand der Doppelgebrauchz) des Wortes cinnabaris und
1) Drachenblut, eine dunkel lylutrothc, gcruch- und geschmecklose,
harte zerreibliche, trockne, am Feuer schmelz- und entzündbare Sub-
stanz, welche mit einem balsanlischen Geruche brennt Man unter-
scheidet mehrere Sortenr 1. Sanguis Draconis in granis, in kleinen ge-
sonderten durchsichtigen Tropfen. 2. Sanguis Draconis in lacrymis, in
eiförrnigen, haselnnssgrossen, perlenschnurfdrmig ancinandergercihten
Stücken. 3. Sanguis Draconis in placentis (en pains), in platten, einen
Zoll dicken und einige Unzen schweren Massen oder Kuchen. 4. San-
guis Draconis in tabuliS (en tables), in drei oder vier Zoll langen und
sechs bis acht breiten und über einen Zoll dicken Platten. 5. Sanguis
Draconis in cannis, Pterocarpi Draconis R esina, in kleinen, in Blätter
gewickelten Massen. (Pharmacopoea univetsalis, Weimar 1810.)
Plin. XXXIII. 38. Dann heisst es bei Plinius B. XXIX, 8:
"sie kennen nicht einmal diese (die Wissenschaft), wie ich denn
in Erfahrung gebracht habe, dass man gewöhnlich statt des Cinnabaris
(Draehenblut), weil man den Namen nicht versteht, minium (Zinnober)