hundert zu Constantinopel lebte, genügend hervor. Die gleichen
Anschauungen aber, welche die Hellenen schon aus dem räthsel-
haften Lande der Pyramiden und Sphinxe herübergenominen,
finden wir zur Zeit der Wiedergeburt, zur Zeit der Wiederauf-
nahme jener ebengedachten Studien, indem man die Mathematik
als Grundlage alles Schaffens betrachtete und zum Ausgangspunkt
aller Forschungen erhob. Die Wichtigkeit dieses Studiums für
den Künstler legt uns auch Plato nahe, da er sagt: „es reiniget
und belebt das Organ der Seele". Deutlicher vernehmen wir
das damalige Verlangen von Cicero (lib. II de oratore), wo es
heisst: „es zeigt einen trägen Kopf an, an den Bächen nach-
spüren und die Quellen der Dinge, woher alles fliesst, übersehen".
Diese wenigen Bemerkungen werden schon genügen, uns die
Vortheile der mathematischen Studien, die dem Maler bei der
Anlage wie bei der Durchführung seiner Werke eine sichere
Führerin bleiben, erkennen zu lassen, so recht zum Bewusst-
sein zu bringen. Deshalb kann es uns auch nicht über-
raschen, wenn wir seit den Tagen des Glanzes klassischer Kunst
bis zu den Tagen einbrechenden Verfalles von den hervorragen-
deren Vertretern der Heidenwelt wie des Christenthums mit dem
Lobe der Künstler die gleich hohen Anforderungen, das stete Ver-
langen nach Wissenschaftlicher Unterweisung wiederholen hören.
Wir vernehmen diese Forderungen unter eingehender Darlegung
der Gründe mit solcher Bestimmtheit, solcher Klarheit, dass über
die damals geübte Art der Kunstunterweisung jeder Zweifel aus-
geschlossen bleibt. Und wenn die Vortheile, welche besagte
Wissenschaft in so reichem Masse bietet, an eben dieser Stelle
nicht weiter entwickelt werden dürfen, so berechtigt mich zu
Vorstehendem doch allein schon der Hinweis auf dies Studium
als Exercitium des Geistes, indem uns eben dies wie kein anderes
zur Sammlung führt, uns über das Gewöhnliche erhebt, erfrischt,
vor Einseitigkeit bewahrt und unsere Anschauungen erweitert,
weil es den Geist belebt, bereichert und zu tieferer Erkenntniss
der Dinge gelangen lässt.
Bei einer Folge grosser Blätter mit ungewöhnlich kompli-
zirtein Detail im Style der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts,
wurde ich bei mangelndem Pergamente genöthigt, mir ein Er-
satzrnittel zu schaffen, welches im Wesentlichen die gleiche
Beschaffenheit dieses eigentlich unersetzlichen llilateriales bot.
Mich früherer kleinerer Versuche erinnerncl, fand ich bald das
Gewünschte. Ich machte meine Zeichnung auf sogenanntes
französisches Pflanzen-Pauspapier und zog dieses mittelst guten