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Gebäuden finden wir in die Anlagen des neuen Reichs aufge-
nommen und verwerthet." Braun geht dann inls Einzelne über,
und verfolgt diese Reste in Aegvpten, welche er mit jenen der
ältesten griechischen Tempel in Vergleich stellt. Er zeigt die
mathematische Entwickelung des ägyptischen Pfeilers, deren
System er dann an den Tempeln zu Selinunt und zu Svraktls,
am Poseidontempel zu Pästum, auf Kap Suniuin in Attika, auf
der Akropolis von Asses, auf der Insel Aegina, und auf der
Akropolis zu Athen, wo die Mauer an der Nordseite auf ganze
Reihen alter Situlentrommeln ruht, die wahrscheinlich von einem
älteren Parthenon herrühren, naehweist. Neben dem Schaft der
Säule forscht er weiter nach dem Herkommen, dem Ursprung
jener kreisrunden, schwellenden Zwischenform, dem dorischen
Kapital, zwischen dem Schaftende der Säule und dem Abakus,
der Deckplatte des Kapitals, welche den Uebergang von diesem
zur Last vermittelt. Auf Seite 313 u. w. finden wir dann die
Beantwortung dieser Frage, wie auch jene nach dem ander-
weitigen und früheren Auftreten des glatten dorisehen Architrav,
der Triglvphen, des Giebels wie der sogenannten Tropfen ein-
gehend behandelt, welche uns die Herübernahme aus Aegvpten
durchaus glaubhaft erscheinen lassen. Fallmerayer kommt in
seinen „Kritischen Versuchen" bei Besprechung vorerwtihnten
Werkes zu der Frage: „Aber denkt man hie und da
was bleibt für den Erfindungsgeist der genialen Hellenen übrig,
wenn sie Alles, was das Dasein ziert, wenn sie Glauben und
Wissen, Götter und Künste aus Aegvpten erhalten haben?
es bleibt ihnen der Ruhm", sagt der eben Erwähnte, "das
Von aussen Empfangene veredelt und bis auf die höchste Stufe
der Vollendung gebracht zu haben, ungeschmälert".
Diodor sagt B. I. G. 96: „Die ägyptischen Priester nennen
unter den Fremden, welche, nach den Verzeichnissen in den
heiligen Büchern, ihr Land besucht haben, den Orpheus, Musäus,
Melampus, Dädalus; ferner den Dichter Homer, den Lykurg von
Sparta und Solon von Athen, und den Philosophen Plato; ebenso
den Pythagoras von Samos und den Mathematiker Eudoxus;
ferner den Demokrit von Abdera und Oenopides von Chios. Von
allen diesen Männern weisen sie noch Spuren auf, entweder ihre
Bildnisse, oder Orte und Gebäude, die nach ihnen benannt sind.
Aus der Vergleichung Dessen, was Jeder in seinem Fache ge-
leistet, führen sie den Beweis, dass die Griechen Alles, wodurch
sie sich unter ihrem Volk so berühmt gemacht, aus Aegypten
entlehnt haben." (Hier sei noch auf die Seite 23 schon gebrachte
Anmerkung verwiesen, die in der Fortsetzung obigen Citates