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Meisten haben „Harnische von Leinwand", wenige bedienen sich
der Netzpanzer und der dreischweifigen Helme, die Uebrigen
gebrauchen Helme von Sehnen. Die Fussgänger haben auch
Boinschienen („plerique lineis, rari loricatis utuntur thoracibus,
aut tres cristas habentibus galeis, caeteri nervis contra ictus
firmatis aspidibus utuntur" (Strab. geogr. cum notis Casan-
boni, Amst. 1707, Lib. III, p. 231). Pausanias sagt I,
C 21, S. 71): „Die leinenen Panzer. leisten auf der Jagd
gute Dienste; denn die Zähne der Löwen und Pardel stumpfen
sich darin ab. Leinene Panzer kann man sowohl in andern
Heiligthümern sehen, als in dem Grvneum, wo Apoll einen sehr
schönen Hain hat
Ein weiterer Beweis dafür, wie man schon frühe die Pflanze,
den Lein, erforscht, geht aus des Pausaniasl) Bericht über den
Minerva-Tempel auf der Akropolis zu Athen hervor. Er sagt,
dass jene goldene Lampe, welche Kallimachus der Göttin ver-
fertigt, ein volles Jahr hindurch Tag und Nacht unberührt weiter
zu brennen vermöge. „Denn hat man die Lampe mit Oel gefüllt,
so wartet man, ehe man sie wieder füllt, bis zu demselben
Tage des folgenden Jahres. Der Docht in derselben ist von
Karpasischem Flachse, welches, wie bekannt, der einzige Flachs
ist, den das Feuer nicht verzehrt."
Da wir uns bei dem noch herrschenden Mangel an erschö-
pfenden, die Verhältnisse klar darlegenden Nachrichten fast allein
auf eine indirecte Beweisführung angewiesen finden, so dürfen
auch scheinbar geringfügigere, selbst ferner liegende Nachweise,
welche auf eine dauernde, alt-hergebrachte Verwendung der für
uns in Frage kommenden Stoffe zu schliessen gestatten, nicht
übersehen werden. Durch Fallmeraver erfahren wir VI,
S. 189 seiner Fragmente aus dem Orient), dass in den feuchten
Niederungen und wasserreichen Thalungen von Kolchis, Hanf
und Flachs zu einer in Deutschland ungekannten Höhe und
Ueppigkeit emporschiessen, was namentlich dem östlich von
Trapezunt gelegenen pomeranzenreichen Riseh eine Quelle un-
versiechbaren Reichthums sichert. Die dem Flachsbau so
günstigen klimatischen Verhältnisse wie jene den Anbau des
Leins fördernde Bodenbeschaffenheit führten dort nachweislich
schon in sehr frühen Zeiten zu einer ausgedehnten Verwendung
in der'Weberei.2) Und so finden wir neben Herodots erschö-
1) B. I. C. 26.
2) Diese, wie auch der Flachsbau sollen ebendort ägyptisches Erbe
sein. {Ierodnt erklärt dies im II. Buche, C. 104 daraus, dass die Kolchier
Abkömmlinge der vom Heere des Sesostris zurückgebliebenen Soldaten