richtet ist, wie ich dies im Beginne dieser Zeilen schon an-
gedeutet habe, so legt sich die Vermuthung nahe, dass eine
Besprechung, wie die nachstehende, zui-Feststellilng eines ver-
lässlichen Oelmalverfahrens, nur solche Punkte zu berühren
habe, die fast allein den Farben-Techniker, den Chemiker
im weiteren Sinne berühren können; weniger aber den
Historiker oder gar den Philologen. Dennoch sah ich
mich veranlasst, zur Erreichung meines Zieles scheinbar ent-
legenere Gebiete mit in die Untersuchung zu ziehen. Ja,
es ergab sich dies als geboten, da ich in Folge meiner
Nachforschungen irrigen Auffassungen vieler Kunstschrift-
steller und Forscher zu begegnen mich genöthigt fand,
welche zumeist die Meinung vertreten, dass im Alterthum
überhaupt keine Oelmalteehnik bekannt gewesen sei. In
wie weit die Gründe, die sich fast ausschliesslich auf
philologischem Gebiete bewegen, für diese Annahme stich-
haltig sind, indem sich dieselben zumeist auf die Erklürurxg
von Stellen und Deutungen von Wörtern stützen, wird
die weitere Untersuchung zeigen. Der Gedanke, dass
eine Oelfarbentechnik sich mit wirklicher Kunstgrössc
nicht vertrage und erst recht mit griechischer Kunst-
anschauung unvereinbar sei, beruhte auf einer Vorein-
genommenheit; man übersah das Zeugniss der Geschichte,
die für die Nothwentligkeit der Annahme einer Oelmal-
technik spricht. Obschon der Gebrauch einzelner Ingrc-
diencien bekannt, wie auch auf eine Oelnlaltechnik hin-
weisendeMisehungen unleugbar sind, und selbst der Gebrauch
von Firniss zu eben jener Zeit unbestritten ist, soll Alles
Dieses nichts beweisen, und zwar deshalb, weil uns kein
Klassiker die geübte Oelmaltechnik ausdrücklich bestätigt.
Eingedenk des Ausspruches Buonarottfs, (lass sich die Oel-
malerei mehr für Frauen zieme, liess man sich aus eben ge-
dachten Gründen von den wissenschaftlichen Erklitrern
zweifelhafter Stellen und dunkler Ausdrücke um so lieber
beherrschen, und vermied eigenes Nachforschen. Wir
können uns aber bei aller Begeisterung und tiefstinnerster