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konimenheit erblicken, wodurch sich die Malerei auch in Grie-
chenland in die Fabelzeitl) zu verlieren scheint. Wir dürfen
nur seine schon oft gepriesene Beschreibung von den kostbaren
und kunstreich gewirkten Arbeiten der Helenaß) lesen, welche
uns die herrlichsten Figuren des Griechischen und Trojanischen
Heeres vor Augen legen. Bewunderungswtirdig sind die reichen
und ausdrucksvollen Compositionen, welche uns der Dichter auf
dem Gürtel und Schilde der Minerva und auf den Schildern des
Agamemnon und, Achillesa) erblicken lässt. Welch ein Unter-
schied zwischen dem Umrisse eines Schattens und so grossartigen
Kunstwerken l"
„Die auf Wahrheit haltende Kunst", so heisst es S. 818,
C. 23, (Narcissus) bei F lav. Philostratus, „lässt auch Thau von
den Blumen triefen, worauf sogar eine Biene sitzt, ungewiss,
0b sie vom Gemälde getäuscht ist, oder 0b wir aus Täuschung
sie für wirklich halten müssen. Gleichviel." Zur Klasse der
Stilleben gehörend, findet sich bei Phil. d. Alt. ein Gemälde,
C. 31 „Die Gastgeschenke" betitelt, beschrieben. Da heisst es
Wörtlich: Dunkle Feigen, welche von Saft triefen, sind
hier auf Weinlaub aufgehäuft. Sie sind gemalt mit geplatzter
Haut: und die einen geben nur durch einen kleinen Biss ihren
Honig von sich, die andern sind vor Beifeivöllig aufgesprungen.
Nahe bei ihnen liegt ein Zweig, sollte man es wohl denken?
auch nicht zwecklos und ohne Frucht: er muss vielmehr
Feigen beschatten, die einen noch unreif und Spätlinge, die
andern runzlicht und iiberreif, noch andere etwas angegangen
(angefault), wobei sie die Blüthe des Saftes sehen lassen. Die
da oben am Zweige hat der Sperling angepickt, was man für
die süssesten Feigen hält. Der ganze Fussboden ist mit Nüssen
beschüttet, einige mit angequetschter Aussenschaale, . Aber
auch Birnen auf Birnen siehe da, und Aepfel auf Aepfel,
alle duftend und goldreif. lhr Roth sollte man nicht für auf-
getragen halten, sondern für natürlich. Der Korb aber ist
Plinius, der uns darüber zu unterrichten in der Lage war, sagt
mit schätzenswerthcr Deutlichkeit: „Die Untersuchung über die Anfänge
der Malerei ist unsicher" und bezeichnet er im Weiteren die
Aegypter auch als Prahler, so ist deren uns übermittelte Aeusserung für
das Alter und die Entwickelung dieser Kunst dennoch nicht werthlos,
indem sie behaupten, dass die Malerei schon 6000 Jahre bei ihnen ge-
übt worden, ehe sie nach Griechenland übergegangen sei. (B. XXXV, 5.)
a) I1. III. Ges. 125 H.
a) Il. XVIII. Ges. v. 478-603. (Hierzu sehe man weiterhin
Apollonius des Rhodiers Argonautexifahrt I, 720-767.)