YVuchse. YVie ihr Wachsthum langsam, so scheint ihre Lebensdauer
fast ungemessen zu sein; letzterer Umstand scheint sogar providentiell,
wenn wir aus den heiligen Büchern erfahren, wie sich die wichtigsten
läegebeilheiten in der Geschichte des auserwählten Volkes im Schatten
dieser llaine oder vereinzelter Riesenstämnne dieser Baumgattung voll-
zogen. Es sind Begebenheiten, die für das Menschengeschlecht be-
stimmend geworben sind, weshalb auch diese Dcnkmalslferebinthen bei
Juden, Christen und Heiden gleich ehrwürdig erscheinen. Demjenigen,
der ihre Erwähnung und Bedeutung aus der heiligen Schrift sucht, wird
B. I, C. 37, S. 502: „Die heilige Eiche von Mambre und der orgygische
Weltbaum", Sepp, Jerusalem und das hl. Land etc. 1863. das Gewünschte
bieten; auch sehe man bei Ebers, Palästina, B. I und II jene Stellen,
welche sich unter Terebinthe und Therebinthenthal im Register ver-
zeichnet finden. Diese der Pistacia terebinthus jederzeit zugewandte
Beachtung, die sich bis zu den ältesten Zeiten zurückverfolgen lässt,
sichert aber weiter die Annahme einer genauen Kenntniss des Baumes
und seiner ihn auszeichnenden Eigenschaften. WVir dürfen gewiss sein,
dass bei den weithinreieheuden Handelsbeziehungen, für die Jerusalem
der Mittelpunkt war, (Fallmereyer, "Neue Fragmente aus dem Orient",
"S. 143 u. ff), sowohl die Rohprodukte als auch die industriell gewon-
nenen Stoffe aus der Pistazie die ausgiebigste Verwerthung gefunden
haben, für die zunächst schon Aegypten und die seefahrenden Küsten-
bewohner Palästinas als bedeutende Abnehmer betrachtet werden müssen.
Sollen wir aber, wenn auch nur hinweisend, eine alte, örtliche Ver-
werthung des der Pistazie ausfliessenden Harzes nachweisen, dann fehlen
uns die Beweise nicht, welche ebendort eine frühe Verwendung von
Lacken zu bestätigen scheinen. Wir lesen nämlich im ersten Buche
Mosis, dass noch zu Lebzeiten Adams sich Tubaleain in allem Erz- und
Eisenwerk wohlerfahren zeigte, und dass sein Stiefbruder Jubal auf der
Zither und im Harfenspiele Meister war. Dies kann uns nicht iiber-
raschen, denn wir finden zu jener Zeit Alles und Jedes mit grosser
Sachkenntniss, kurz, vollkommen betrieben; betrachten wir nun die
seltenen Fähigkeiten in der Bildung von Erzwerken, die die Israeliteu
früh und spät bekunden, oder erwägen wir hinwiederum, was uns im
ersten Buch Mosis, C. 30 von Jakobs Klugheit berichtet wird. Die uns
verbürgte Pflege der edelsten der Künste, der Musik, setzt aber eine
früh entwickelte Technik in der Verfertigung der benöthigten Instru-
mente voraus, die uns aber neben der technischen Ausführung auch auf
wissenschaftliches Gebiet, und zwar auf jenes der Mathematik hinleitet.
Dass es daran nicht mangelte, bestätigt uns Flavius Josephus, wo er
im zweiten Hauptstück des ersten Bandes der „Jüdischen Alterthiimer"
von Adam und seinen Söhnen berichtet und sagt: "Auch die Stern- und
Himmelskunds haben sie zuerst erfunden; und damit ihre Erfindungen
nicht etwa der Vergessenheit anheimfallen und ehe sie noch zur Kennt-
niss der Nachkommen gelangt, wieder vernichtet werden möchten
denn von Adam war der Untergang aller Dinge, der theils durch Feuer,
theils durch Wasser erfolgen sollte, vorausgesagt worden -Z so errichteten
sie zwei Säulen, die eine aus Ziegeln, die andere aus Steinen, und
schrieben auf beide ein, was sie erfunden hatten; auf dass, wenn die
Säule aus Ziegeln im Wasser zu Grunde ginge, die steinerne Säule er-
halten bliebe und den Menschen das darauf Eingeschriebene vor Augen
Stellte, und zugleich ihnen kund machte, dass auch eine Säule aus
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