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harziges Holz verstanden wissen will. Daraus geht aber deutlich
hervor, dass man damals harzhaltiges Holz als solches von
anderen Hölzern unterschied, und dass man das diesen Hölzern
entquellende Harz sammt seinen schätzbaren Eigenschaften wohl
kannte. Diese Annahme findet im 2. Buche Mosis (Exod) C. 2,
V. 3 ihre Bestätigung, denn die Worte genannter Stelle lauten:
„Und da nahm sie ein Körblein von Rohr und ver-
klebte es mit Harzl) und Pech, und legte das Kindlein hinein,
und setzte es in's Geröhr am Ufer des Flusses". Dem Pech
als Produkt eines harzhaltigen Holzes begegnen wir in der
heiligen Schrift, soweit mir bekannt ist, jedoch erst im Buche
Daniel C. XIV, V. 26. Bis dahin gebraucht die Vulgata bei
Erwähnung des Peches stets ,bitumen', an besagter Stelle spricht
sie aber unverkennbar von dem Produkte eines harzgebenden
Holzes, denn es heisst dort: „Tulit ergo Daniel picem, et
adipem, et pilos, et coxit pariter: fecitque massas, et dedit in
os draconis, Somit ist es unzweifelhaft, dass wir
die erste Verwendung der Destillate harzgebender Hölzer in's
graue Alterthum zurückversetzen müssen. Es ist aber hier
noch von Interesse zu erfahren, was Schegg in seiner Biblischen
Archäologie von der Terebinthe, (der Terpentinpistacie, pistacia
terebinthus 1.) sagt: sie ist im gegenwärtigen
Palästina seltener geworden und vorzugsweise dem südlichen
Theile zugehörig. Die ersten Bäume, welche man, von der
sinaitischen Wüste herkommend, erblickt, sind Terebinthen. Sie
begleiten den Wanderer nach Jerusalem, in der Niederungz)
Nach den Memoiren der K. Akad. d. Med. in Paris (1833 f.
Bd. III.) zersetzten vier Akademiker eine Masse, die sich in den Mund
einer Mumie eingezwängt fand, welche Untersuchungen folgendes Resul-
tat gaben. Zunächst war es eine dem Storax ähnliche! balsamische
Substanz; zweitens eine cedernholzähnliehe; ferner eine der Myrrhe
ähnliche, und noch eine, welche mit der Musskatnuss übereinstimmende
Merkmale zeigte. Man vergleiche dies nun mit der Mittheilung im-
I. B. Mos. (Genes) 37, 25, wo erzählt wird, wie Ismaelitische Reisende
(Madianiter) von Galaad nach Aegypten ziehend, ihre Kameele mit Ge-
würzen, Harz und Myrrhensaft beladen hatten. Ferner berichtet Herodot
(B. II. C. dass man die Bauchhöhle der zu mumifieirenden Todten
"mit dem Oele, das die Cedern') geben", gefüllt habe. Nztch einer
bestimmten Reihe von Tagen sei das Cedernöl dann wieder abgelassen
werden, „und hat dies", schreibt Herodot, „solehe Kraft, dass es zugleich
mit sich den Magen und die Eingeweide aufgelöst herausspiilt".
Hierzu sehe man auch, was Plinius B. XVI. C. 21 sagt.
e) An dieser Stelle kann nicht unerwähnt bleiben, dass sich die
Terebinthe als Palästinas ureigenstes Baumgewäehs erkennen lässt;
nirgendwo findet sich die Pistazie so häufig und von so phänomenalem