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Rückstand wird noch heiss in kaltes Wasser ausgegossen, worin
der von dem Terpentin übrig gebliebene nichtflüchtige Theil zu
einer festen Masse, zu Harz, erstarrt. Auf dem überdestillirtcn
Wasser schwimmt eine starkriechende, farblose Flüssigkeit, ein
flüchtiges Oel, bekannt genug unter dem Namen Terpentinöl."
Leunis sagt: „Der gemeine Terpentin ein in ätherischem
Oele aufgelöstes Harz fliesst aus den, durch Einschnitte ge-
öffneten Saftgängen der Rinde der Kiefer, der Edeltanne und
den ähnlichen südeuropäischen Nadelhölzern. Gemeiner Terpentin
entfliesst der Kiefer und Fichte; strassburger, der Peeh- und
Weisstanne; attischer oder französischer, von der Strandkiefer
(Pinus halepensis, häuügstes Nadelholz Griechenlands); venetia-
nischer, von der Lärche; kanadischer, von der Balsam- und
Hemlocktanne; den cyperischen Terpentin liefert die Terpentin-
pistazie. Aus dem Terpentin erhält man dann zunächst durch
Destillation wie oben gezeigt worden das ätherische
Terpentinöl; durch nochmaliges Destilliren den sogenannten
Terpentinspiritus (oder rectificirten Terpentin); ein innerliches und
äusserliches Heilmittel und Mittel zur Reinigung von Fettfleoken."
Die zurückbleibenden Harze können hier keine Besprechung finden.
Bei der Nachforschung über die Art der Verwendung des
Terpentinöls und die Zeit des Beginnes der Benutzung desselben
ist es nicht unwesentlich, die anderen Produkte der genannten
Holzarten kennen zu lernen. Durch die sogenannte trockene
Destillation erhält man, wie der Chemiker sagt, Produkte der
unvollständigen Verbrennung. Erhitzt man besagte Hölzer und
leitet die flüchtigen Stoffe in ein mit kaltem Wasser uingebenes
Gefäss, welches in dem doppelt durchbohrten Verschlüsse neben
dem Zuleitungsrohr eine kleine, unten und oben offene Röhre
enthält, durch welche das Gas entweichen kann, so verdichten
sich, während das Leuchtgas oben entweicht, am Boden zwei
Flüssigkeiten: eine sehr dickflüssige, klebrige zu unterst, und
darüber eine wässerige, dünnere. Die erstere heisst Holztheer;
sie ist harzartig, das heisst sie löst sich in Wasser nicht auf;
die andere wird Holzessig genannt. (Stöckhardt) Der Theer
(als Schiffstheer bekannt) gibt, weiteiweingekocht, den schwarzen
Pech. Damit sind wir zu einem Stoffe gelangt, dessen Weiter-
verfolgung uns schon in's sagenhafte Alterthum geleitet. Doch
forschen wir zunächst nach jenem Stoffe, der uns vornehmlich
interessirt, dem Terpentinöl. Bei den Griechen nennt es zu-
nächst. Xenophon (geb. 445 v. Chr.), aus dessen kurzer Erwäh-
nung ersichtlich ist, dass es schon selbst in Armenien reichlich
Verwendung fand. In seiner Beschreibung des Feldzuges des