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beständig ausgesetzt bleibt, wenn es vor mechanisch wirkenden
Niederschlägen auch geschützt ist, verlangt zunächst einen Unter-
grund, den solche Einflüsse nicht oder nur wenig berühren,
dazu aber ein Malmaterial für die Darstellung selbst, das durch
Feuchtigkeit nicht leidet und von jedem Wechsel unbeeinflusst bleibt.
Ein Gemälde auf Leinwand wäre hier undenkbar, auch kannte
man dieselbe als Gemäldeuntergrund damals nicht, da ein solcher
nach Plinius erst in späterer, römischer Zeit in Auf-
nahme kam. Holz, auch das eisenfesteste, muss ebenfalls an dieser
Stelle als ungeeignet erscheinen. Eine Metallunterlage mit
zweckdienlichem Malgrunde könnte wohl am meisten Wahr-
scheinlichkeit für sich haben. Auch ein zusammengesetzter
Grund ist denkbar, etwa aus einer Vergitterung von flachen
Kupfer- oder Messingstreifen (weleh' letzteres Metall den Griechen
schon bekannt war) als Gerippe für einen Stuckgrund. Solche
Gründe kennen wir. Ueber einen Gemäldegrund aus Gyps und
Leim berichtet beispielsweise die Hermeneia, das Handbuch der
Malerei vom Berge Athos unter ä. 6 und ä. 8; auch waren
"solche den alten Aegyptern bekannt. Die Anwendung von Kalk
mit Käsestoff zur Herstellung von Gemäldegriinden mögen Jene
bestreiten, die das Unbekanntsein dieser Verbindung nachzu-
weisen vermögen. Ohne an dieser Stelle vorzugreifen, soll nur
darauf aufmerksam gemacht werden, wie Theophilus zur Kennt-
niss dieser Stoffe gelangen konnte, wenn sie ihm nicht durch
eine alt-hergebrachte Praxis bekannt geworden, gleichwie das
bei unseren Bauern der Fall ist, die weder den Theophilus noch
ältere Autoren studiert und dennoch wissen, dass zur Heilung
zerbroehener Pfeifenköpfe, Klatschkäse und Kalk das beste Mittel
ist. Gerade diese Stoffe müssen als ausserordentlich werthvoll
bei Einwirkung der Aussenluft und bei Feuchtigkeit betrachtet
werden, welches die einfache Thatsache bestätigt, dass zwei
Eichenplanken, durch diese Mischung verbunden, und später ins
Wasser gelegt, verbunden bleiben. Weder Theophilus Presbyter
noch die Bauern haben sich um den Erfinder gekümmert, son-
dern lediglich mit der ihnen bekannten Thatsache gerechnet,
wie dies auch Seitens ihrer Vorgänger geschehen sein wird.
Ein solcher Grund aber, den ein Ueberztlg mit punischem
Wachse (wie ihn uns die Calatfsche Neuerfindung 1) bietet)
weiterhin gedichtet und tadellos gemacht hat, muss für den vor-
liegenden Zweck durchaus geeignet erscheinen. Die zweite Frage
führt uns zur Erforschung der angewandten Maltechnik. Bei
die
1) M an sehe
Anmerkung auf S.
45
dieses
Buches.