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sammengestellte Bilder. Es sind Bilder jeden Genres, der
verschiedensten Zeiten und in unbestimmten Grössen. Jene
Beschreibung erweckt lebhaft die Erinnerung an unsere heutigen
Gemäldegallerien, wo wir Werke der verschiedensten Richtungen
älterer und neuerer Meister vereinigt finden. Mit Fresco haben
wir es hier nicht zu thun, doch mit einem Verfahren, welches
üblich, für jede Darstellungsweise ausreichend und so wenig
besprechenswerth scheint oder dazu nöthigt, als sich heute ein
Kritiker, der die Werke einer Gallerie bespricht, über das all-
gemein angewandte und seit Jahrhunderten geübte Oelmalver-
fahren vorher ausführlich auszusprechen genöthigt sehen dürfte.
Dass es enkaustische Bilder (nach dem von den Forschern ver-
mutheten Verfahren) waren, ist nicht annehmbar, desgleichen
spricht Vieles gegen die Annahme des gewöhnlichen Tempera-
Verfahrens. Um nicht vorzugreifen, mag die Frage, in welcher
Technik jene theils unkenntlich gewordenen Bilder gemalt ge-
wesen, hier noch unbeantwortet bleiben. Dass Pausanias uns
in dem den Propyläen nahen Gebäude eine Art Gemäldegallerie
beschrieben, erkennen wir schon aus der Gegenüberstellung
anderer in Athen gesehener, mit Malerei geschmückter Räume
oder Hallen. So an jenem Orte, nahe dem Ceramikus, wo sich
die Gräber der für das Vaterland gestorbenen Bürger und der
grössten Männer Griechenlands erhoben, jener Stelle nahe, wo
uns Cicero den Atticus unter diesen Gräbern herumirrend, von
heiliger Ehrfurcht ergriffen vorstellt; hier ist es, wo nahe dem
Tempel des Vulkan und dem Heiligthum der Venus Urania eine
mit Gemälden geschmückte, ebenfalls Pökile genannte Halle steht.
Die hier dargestellten Handlungen wie die Anordnung der Gemälde
lassen einen monumental geschmückten Raum erkennen. Schon
seine Bestimmung sichert diese Annahme, denn die im Innern
aufgehangenen ehernen Schilde werden durch Aufschrift als den
Sicioniern und ihren Bundesgenossen (im Peloponnesischen Kriege)
abgenommen, bezeichnet. Noch deutlicher spricht sich Pausanias
über den malerischen Schmuck eines Theseus-Tempels aus,
welcher, nahe dem Markte, wo die Athener einen Altar des
Mitleids errichtet, erbaut war. Hier spricht er deutlich von
Wandbildern und lässt das erstbeschriebene Gemäldei „Der
Kampf der Athener gegen die Amazonen" sofort den Monumen-
tal-Charakter erkennen, da er sich zum Vergleiche mit derselben
Darstellung auf dem Schilde ihrer Minerva und jener auf dem
Fusgestelle des olymphischenJupiter veranlasst sieht. (B.I,C.15, 17.)
Dass es sich in jenem, den Propyläen nahegelegenen Ge-
bäude nicht um Monumentalgemälde handelt, wird unzweifelhaft,