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Kurz sei hier zur Erklärung auf den Artikel „Kreuz" bei Detzel
S. 9 u. w. verwiesen; erschöpfendes Material bietet die um-
fangreiche Katakomben-Literatur. Von grösserer Bedeutung
wird nun zunächst ein Wandgemälde in der Katakombe des
Penzianus, welches als erux gernmatzU) bekannt ist. Dies zeigt
eine Umgestaltung jenes Baummotives in christlichem Geiste.
Die Verbindung zwischen jenem assyrisehen "heiligen Baum"
und dem christlichen Lebensbaume) wird aber noch deutlicher,
wenn wir Kaulen's Beschreibung jenes Baumes mit der Dar-
stellung auf einer zu Menza aufbewahrten, von Gregor dem
Gressen der Königin Theodelinrle gesandten Oelamlaulle aus
Jerusalema) vergleichen. Kaulen sagt nämlich! über
ihm, (dem heiligen Baume), schwebt (las Symbol der Gottheit,
rechts und links stehen Priester in anbetender oder Gottheiten
in segnender Stellung." Auf dem Menzaei" Oelfläschchen finden
wir genau dieselbe Anordnung. Neben dem Kreuze erblicken
wir zwei knieende Gestalten, darüber erhebt sich das Bild Christi
mitKreuznimbus. Es ist unzweifelhaft, dass wir in der reichen
Kompostien dieser Ampulle nur den erweiterten Gedanken oder
die Erfüllung einer vielleicht noch der Uroffenbzirung4) ange-
l) Man sehe P. Ratfaele Garrucci, Storia della Arte Cristiana.
Auch Dr. F. X. Kraus, Real-Encyklolwädie der Christlichen Altcrthiimer;
Art. "Kreuz" II, 224 ff. Ferner Christliche Ikonogralahie von Heinrich
Detzel (Herder, Freiburg, 1894).
9) Unter Figur 165 S. 397 giebt Detzel ein orientalisches Encol-
piiun (Äyzölntov); [ein vor der Brust getragenes Reliquien", Brustkreuz].
Diese, vor 600 entstandene Arbeit, stellt den Heiland an astigcm. ge-
wachsenem Holze dar, einem wirklichen Raume; und jammern zu Fusse
des Kreuzes unsere ersten Stammeltern. Diese Auffassung des
Lebensbaumcs setzt sich unter weiterer Hinzufiigung den Gedanken ver-
vollständigender Symbole bis in die spätesten Zeiten fort.
3) Abbildung in der Christlichen Ikonographie von Detzel S. 470.
Hiermit ist nicht zuviel gesagt, denn die uns in der reichen
christlichen Archäologie niedergelegten Studien bieten uns genügenden
Stoflj allein zur Erklärung dieser einzigen Darstellung auf der Monzaer
Ampulle, eine besondere Schrift zu verfassen. Die sich dort findende
Auffassung bietet auch Gelegenheit, für die im Verlaufe dieser Anhang-
stelle berührten Darstellungsweisen weiteren Aufschluss zu geben, wie
beispielsweise für das Haupt des Löwen, und die Weltkugel zu Ravenna,
die wiederum jenem, zu Vuka anzutreffenden, das Lebensbaummotiv
unten absehliessenden kreisförmigen Ornamente auch eine tiefere Be-
deutung sichern. Zur näheren Orientirung sehe man Detzel (Christ.
Ikonog.) Fig. 16 und Fig. 70 nebst den zugehörigen Artikeln; dann
sehe man hierzu bei Dr. H Lücken "Die 'l'raditionen des Menschen-
geschlechts" S. 1G, S. 76, dritte Zeile von unten beginnend und
weiter; auch bei von Hammer-Purgstall, lßhxndgr. des Or. Bd. V. Dann
bei Detzel jenen über die Auferstehung des Herrn auf S. 466 beginnenden